Stuttgart. Baden-Württemberg ist nach Bayern das zweitreichste Bundesland – wenn es um die Waldfläche geht. Kommunen und Bürger besitzen mit fast gleichen Anteilen drei Viertel davon: Eine Million Hektar Wald, die restlichen 400 000 Hektar gehören dem Staat. Der Wald ist wertvoll. Nicht nur für Umweltschützer und Spaziergänger, sondern auch für die kommunalen und privaten Besitzer, die Holz ihres gesunden, naturnahen Forstes zu guten Preisen verkaufen wollen.
Doch hier treffen unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander: Der naturnahe Wald ist in Baden-Württemberg zum Großteil durch die Buche geprägt. „Für dieses Holz gibt es auf dem Markt der Möbel, Baukonstruktionen und der Papierindustrie nur noch sehr wenig Nachfrage, der Absatz damit ist gering“, sagt Lars Schmidt vom Bundesverband Säge- und Holzindustrie auf dem Kongress über naturnahe Waldwirtschaft in Stuttgart. Unter anderem, weil Laubbäume sehr langsam wachsen und deswegen teurer sind. Dagegen sind Nadelbäume wie Fichte und Kiefer sehr gefragt. Sie gedeihen schnell, doch da diese Baumarten in der Umsetzung des naturnahen Waldes nur zu 50 Prozent vorkommen, gibt es aktuell nicht mehr genügend Nadelholz, um den Bedarf zu stillen. Denn nur ein Teil dieser Bäume darf nach dem Forstplan für den Verkauf geschlagen werden.
Naturnahe Waldwirtschaft bedeutet vor allem: Mischwälder statt Reinkulturen, ohne ortsfremde Bäume überwiegen zu lassen. Gleichzeitig sollen Förster die Eigendynamik des natürlichen Kreislaufes der Bäume so wenig wie möglich beeinflussen. Durch diese Eckpunkte erhält ein Wald seine Stabilität gegenüber Stürmen, bleibt produktiv, gesund und Holz wird härter. Das Gegenteil war bis 1970 der Fall. Die in Baden-Württemberg fremde Fichte nahm damals bis zu 70 Prozent der Waldfläche ein. „Dieser Tendenz steuerten wir erfolgreich entgegen, indem das umweltschützende Konzept der naturnahen Waldwirtschaft konsequent umgesetzt wurde“, sagt der ehemalige Forstpräsident Peter Weidenbach. Mittlerweile machen über 50 Prozent des Waldes die heimische Eiche, Buche und Tanne aus.
Förster, Sägewerks-Vertreter, Politiker und Wissenschaftler wollen alle einen gesunden Forst, der durch die naturnahe Waldwirtschaft geschützt ist. Doch wirtschaftlich kann der Wald für die Besitzer nur sein, wenn er den Anforderungen des Holz-Marktes genügt. Naturnähe und Wirtschaftlichkeit driften immer weiter auseinander, beschreibt Lars Schmid das Problem: „Es zeichnet sich der Trend ab, dass sich der Markt für Laubholz in den nächsten Jahren immer mehr zu einer Nische verengen wird.“
Um die naturnahe Baumartenwahl zu finanzieren, diskutierten einige der rund 170 Teilnehmer des Waldwirtschafts-Kongresses über Lösungsansätze. Einer davon ist die Subventionierung durch den Staat, doch den Topf von 50 Millionen Euro muss sich Forstwirtschaft mit Landwirtschaft teilen. Nachhaltigkeit sei damit schwer zu gewährleisten, schätzt Peter Weidenbach. Eine zukunftsweisende Lösung erhoffen sich die Förster einhellig von der Pyrolyse: Hier werden aus Holz chemische Grundstoffe hergestellt, die fossile Energiequellen wie Öl und Gas ersetzen könnten. Bisher ist diese Art der energetischen Nutzung allerdings noch nicht ökonomisch sinnvoll. Falls die Wissenschaft hier erfolgreich ist, würden die Preise auch für Laubholz wieder steigen.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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