Stuttgart. In der Landtagsdebatte an diesem Mittwoch stitten sich die Abgeordneten darüber, ob das Sitzenbleiben sinnvoll ist oder nicht. Einig waren sich die Fraktionen bloß darin, dass es allein um das Wohl der Schüler gehe.
Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hatte die Debatte in Gang gebrach. Er will eine neue Kultur des Lernens schaffen, die das Sitzenbleiben überflüssig macht. Ein Verbot oder eine Gesetzesänderung strebe er nicht an, machte Stoch deutlich. „Wir müssen alles versuchen, dass das Sitzenbleiben überflüssig wird. Dazu müssen wir stärker auf die Schwächen des Einzelnen eingehen“, sagte der Minister. Er rechnet mit einer Übergangszeit von zehn bis 15 Jahren, bis diese Sanktion nicht mehr nötig sei.
Timm Kern (FDP) ist ein klarer Verfechter des Sitzenbleibens. Von der Regierung verlangte er mehr Sachlichkeit und weniger Ideologie in der Diskussion. Den Grünen und der SPD warf Kern vor, an der Praxis und den Interessen der Menschen vorbei zu handeln. 54 Prozent der Menschen seien nach einer Emnid-Umfrage für das Wiederholen von Schulklassen. „Außerdem zeigen die Zahlen, dass es in Baden-Württemberg so gut wie keine Wiederholer gibt. Warum also sollte man es abschaffen?“, fragte er.
Monika Stolz (CDU) unterstützte Kern in seiner Forderung nach weiteren Ressourcen und Förderkonzepten, und zwar für alle Schularten, nicht bloß für die Gemeinschaftsschulen. Beide Politiker verlangten mehr Lehrerstellen und kleinere Klassen, damit individuelles Lernen möglich sei. „Das Sitzenbleiben ist kein Weltuntergang, sondern ein sinnvolles pädagogisches Instrument, das Chancen bietet“, ergänzte Stolz.
Heftigen Widerspruch gab es von der SPD: Klaus Käppeler hält das Sitzenbleiben für demotivierend und ungerecht. Sozial Schwächere könnten sich den Nachhilfeunterricht nicht leisten und hätten daher automatisch schlechtere Chancen. Außerdem sei erwiesen, dass sich die Leistungen der Schüler nach dem Wiederholen bloß punktuell verbesserten.
Sandra Boser (Grüne) sagte, Sitzenbleiben sei nutzlos und berief sich dabei auf aktuelle Studien. Die These, dass Leistungsniveau falle ab, stritten beide Politiker ab. Auch in anderen Ländern gäbe es trotz Fehlen dieses Instruments leistungsstarke Schüler, so Boser.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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