Stuttgart. Baden-Württemberg nimmt beim Anbau von landwirtschaftlichen Sonderkulturen – Obst, Kräuter, Gemüse, Blumen, Zierpflanzen – bundesweit einen Spitzenplatz ein und erzielt daraus eine Wertschöpfung, die doppelt so hoch ist wie in anderen Bundesländern. Im Jahr 2010 erwirtschafteten die im Land ansässigen Betriebe mit ihren Sonderkulturen rund 850 Millionen Euro, was einem Anteil von über 40 Prozent an der gesamten pflanzlichen Produktion entspricht. Jeder dritte landwirtschaftliche Arbeitsplatz in Baden-Württemberg fällt zudem in den Bereich der Sonderkulturen. In der Debatte über einen umfangreichen Bericht des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums sprachen sich alle Fraktionen für eine Förderung und Unterstützung des Sonderkultur-Anbaus durch die Landesregierung aus.
Ausdrückliches Lob erging dabei seitens aller Fraktionen an das Ministerium und die Zuarbeiter für den 25-seitigen Bericht, der aktuell und sehr detailliert die Situation des Sonderkultur-Anbaus in Baden-Württemberg – mit Ausnahme von Wein- und Tabakanbau - darstellt. Der Landwirt und Grünen-Abgeordnete Martin Hahn, auf dessen Initiative die Anfrage der Grünen-Fraktion zurückging, erklärte Baden-Württemberg daher zum „Feinkostladen der Republik“. „Die Sonderkulturen sind ein schweres Pfund, mit dem auch unsere Gastronomen, die Wert auf regionale Produkte legen, wuchern können“, sagte Hahn und verwies auf die Bedeutung, die dieser Faktor auch für den Tourismus im Land habe. Auch die wirtschaftliche Bedeutung sei enorm: „95 Prozent der Erträge durch Sonderkulturen werden am Markt erwirtschaftet“, so Hahn, „und nur fünf Prozent durch staatliche Förderung.“ Damit hätten sich die baden-württembergischen Bauern als die Marktwirtschaftler unter den deutschen Bauern bewiesen.
Für die CDU-Fraktion verwies der Abgeordnete Klaus Burger darauf, dass die Zunahme von unwetterbedingten Schäden, unter denen die Landwirtschaft leide, vor allem Sonderkulturen betreffe: „Deshalb fordern wir eine Verbesserung des Risikomanagements.“ Erneut sprach sich die CDU in diesem Zusammenhang für eine Überarbeitung des Grünland-Umbruch-Verbots aus, das vor allem kleinere Bauern daran hindere, weitere Nutzungsflächen in Betrieb zu nehmen und der Marktnachfrage entgegenzukommen. „Warum findet hier eine Gängelei unserer Bauern statt?“, fragte Burger. Zudem appellierte der CDU-Abgeordnete an den grünen Landwirtschaftsminister Alexander Bonde, das Kerngeschäft konventioneller Landwirtschaft nicht zugunsten von Bio-Anbau zu vernachlässigen. „Für die CDU stehen konventionelle und ökologische Landwirtschaft gleichberechtigt nebeneinander“, so Burger: „Hier kann die Landesregierung noch nacharbeiten.“ Auch der Abgeordnete Friedrich Bullinger forderte für die FDP-Fraktion ein Bekenntnis der Landesregierung zur konventionellen Landwirtschaft. „Sie dürfen den Bauern keine ökologischen Daumenschrauben anlegen“, sagte Bullinger an die Adresse von Landwirtschaftsminister Bonde.
Für die SPD sprach sich der Abgeordnete Alfred Winkler für eine weitere Förderung der landeseigenen Forschungseinrichtungen aus. „Es hat sich bewährt, dass wir viele Landesinstitute haben, die im Bereich Sonderkulturen forschen. Für kleine Betriebe ist dies sehr wichtig.“ Es gebe im Bereich der Sonderkulturen und bei der Umstellung zum Bio-Betrieb landesweit noch große Potenziale. Es würden hohe Wertschöpfungen und hohe Erträge erzielt – allerdings auch mit hohem Aufwand. „Der Sonderkultur-Anbau bei uns ist sauber und leistungsfähig“, so Winkler, „wir müssen ihn nützen, schützen und weiterbringen.“
Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) hält den Sonderkulturen-Anbau im Land ebenfalls „gut aufgestellt“. Allerdings sieht er Nachholbedarf vor allem bei der Energieeffizienz der Unterglasbetriebe, bei denen oftmals veraltete Anlagen in Betrieb seien. „Die Verbesserung der Energieeffizienz der Unterglasbetriebe ist uns ein wichtiges Anliegen und fördert zudem deren Wettbewerbsfähigkeit“, sagte Bonde. Weiter sagte er zu, das Ministerium werde demnächst auch den Wein- und Tabakanbau in Baden-Württemberg thematisieren.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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