Stuttgart. Wir haben alle Landtagsfraktionen gefragt: Würden Sie es befürworten, wenn öffentliche Arbeitgeber ausschließlich Frauen einstellen, solange deren Anteil unter 50 Prozent liegt?
Dorothea Wehinger (Grüne)
Mit dem Chancengleichheitsgesetz fördern wir gezielt das berufliche Vorankommen von Frauen im öffentlichen Dienst. Schwerpunkt ist die bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf. An den Hochschulen haben wir die Weichen für attraktive Karrierewege insbesondere für Frauen gestellt, etwa mit der Tenure-Track-Professur. Diese Instrumente müssen wir ausbauen und stärken. Wir setzen auf Anreize und Förderung. Dem Modell der Uni Eindhoven würde das Grundgesetz aber zu Recht sehr hohe rechtliche Hürden entgegenstellen.
Claudia Martin (CDU)
Die Gleichberechtigung der Geschlechter zählt für mich zu den Grundlagen unserer Gesellschaft – und das nicht nur, weil das Grundgesetz uns darauf verpflichtet. Um dieses Ziel zu erreichen, sind auch im öffentlichen Dienst noch große Anstrengungen erforderlich. Die ausschließliche Einstellung von Frauen erscheint mir allerdings grundrechtlich wie gesellschaftspolitisch schwierig. Im Interesse der Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung muss stets die Qualifikation im Vordergrund stehen.
Christina Baum (AfD)
Wann wird diese ewige Herabwürdigung der Frau durch die krankhafte Fixierung auf das Geschlecht endlich aufhören? Wer Frauenquoten fordert, beleidigt und diskriminiert letztlich alle Frauen, weil er ihnen unterstellt, dass sie sich mit ihren männlichen Kollegen qualitativ nicht messen können. Diese ideologisch bedingte Qualitätsbeeinflussung verstößt gegen das Grundgesetz, Artikel 3, denn sie führt zu einer Benachteiligung der Männer. Gute und passend qualifizierte Frauen wollen und brauchen keine Quote.
Rainer Stickelberger (SPD)
Für den gesamten Bereich des öffentlichen Dienstes ist dies aus meiner Sicht nicht praktikabel. Wir wollen, dass verstärkt Homeoffice ermöglicht wird und die Arbeitszeiten noch flexibler gestaltet werden. Dies ermöglicht Frauen, aber auch Männern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Um Frauen das Übernehmen von Führungspositionen zu erleichtern, soll Jobsharing auch in diesem Bereich gefördert werden. Außerdem treten wir dafür ein, dass Frauen und Männern endlich gleich bezahlt werden.
Jochen Haußmann (FDP)
Der Frauenanteil in der Landesverwaltung liegt bei rund 60 Prozent, der Anteil in der Kommunalverwaltung noch höher. Das Ziel des Vorschlags ist also bereits erreicht. Ein gänzlicher Ausschluss von Männern würde vermutlich gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsverbot verstoßen. Ich setze mich für mehr Frauen in Führungsverantwortung ein, dafür brauchen wir ein Bündel von Maßnahmen, um dies zu fördern.
Die Aussagen der Fraktionen wurden im Staatsanzeiger gemeinsam mit einem Artikel zum Frauenanteil an Universitäten veröffentlicht.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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