Kammern: Rahmen für Integration Geflüchteter verbessern

19.10.2016 
Von: Wolfgang Leja
 
Redaktion
 

Stuttgart. Die Wirtschaftskammern in der Region Stuttgart fordern bessere Rahmenbedingungen für die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt. Vor allem müssten Sprach- und Integrationskurse verstärkt und die verschiedenen Angebote besser aufeinander abgestimmt werden, sagte Georg Fichtner, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart.

Eine der Hauptaufgaben der Kammern liegt derzeit darin, die Geflüchteten über das deutsche Bildungssystem und die Ausbildungsangebote zu informieren. Nur so würden unrealistische Berufswünsche und Erwartungen an den Arbeitsalltag vermieden, heißt es in einer Mitteilung der Kammern. „Viele Flüchtlinge wollen lieber gleich arbeiten, als eine Ausbildung beginnen, sagte Rainer Reichhold, Präsident der Handwerkskammer Region Stuttgart. Das liege auch daran, dass vielen die duale Berufsausbildung schlicht nicht bekannt sei.

Kammern halten Einstiegsqualifizierung für wichtig

Fichtner und Reichhold sprechen sich gegen die einjährige Ausbildung für Flüchtlinge aus, die jüngst diskutiert wurde. „Mit der Einstiegsqualifizierung bestehe bereits ein bewährtes Instrument zur Integration in die Betriebe. Oft bilde sie den Einstieg in eine vollwertige duale Berufsausbildung“, so die Kammern. 

Einen weiteren Hemmschuh für die Integration in den Arbeitsmarkt sehen die Wirtschaftsvertreter in den schleppend verlaufenden Asylverfahren. Hier müsse der Aufenthaltsstatus schneller geklärt und Rechtssicherheit geschaffen werden. Ohne Planungssicherheit werde kaum ein Unternehmer in einen zukünftigen Mitarbeiter investieren, so die Kammerpräsidenten. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass Betriebe, die Geflüchteten eine bis zu einjährige Einstiegsqualifizierung anbieten, keine Abschiebung in dieser Zeit und einer bestimmten Phase danach befürchten müssen. Bei Ausbildungsverhältnissen gibt es die Rechtssicherheit, dass ein Azubi während der Ausbildung und zwei Jahre danach nicht abgeschobenen werden darf (3+2-Regelung). Solche Regelungen bieten Betrieben und Flüchtlinge eine langfristige Perspektive.

Wirtschaftsministerin: Südwestwirtschaft benötigt Fachkräfte

Im aktuellen Jahr haben bislang (Stand 30. September 2016) rund 14.500 Flüchtlinge eine Arbeit - überwiegend im so genannten Helferbereich - aufgenommen. Zudem haben fast 600 Flüchtlinge zum neuen Ausbildungsjahr eine Ausbildung begonnen, wie eine Sonderauswertung der Industrie- und Handels- sowie Handwerkskammer-Statistik im Auftrag des Wirtschaftsministeriums ergab. „Die Südwestwirtschaft benötigt dringend Fachkräfte“; sagt Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Die Ausgangslage für die Integration von Flüchtlingen in Ausbildung könne daher kaum besser sein. Zum Beginn des Ausbildungsjahres 2015/16 sind dennoch über 6100 gemeldete Ausbildungsstellen in Baden-Württemberg unbesetzt.


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