Stuttgart. Gudrun Heute-Bluhm, langjährige Oberbürgermeisterin von Lörrach, wechselt zum 1. August an die Spitze des Städtetags Baden-Württemberg. Im ersten Teil des Interviews, das am heutigen Freitag in der Druck-Ausgabe des „Staatsanzeiger“ veröffentlicht wird, erläutert die CDU-Politikerin, warum mehrere kommunale Landesverbände Sinn machen und warum Bürgerbeteiligung sinnvoll, aber schwierig umzusetzen ist. Im zweiten Teil spricht Heute-Bluhm über Grün-Rot und ihre eigene Partei.
Staatsanzeiger: Vertreter der kommunalen Landesverbände haben bei den jüngsten Einigungen mit der grün-roten Landesregierung immer wieder betont, dass das mit den früheren Landesregierungen nicht gegangen wäre. Teilen Sie diese Einschätzung?
Gudrun Heute-Bluhm: Es spricht einiges dafür. Aber man muss dazu auch sehen, dass etwa die Ganztagsschule früher für viele CDUler ein buchstäblich rotes Tuch war. Das war sie für mich nie. Schon als ich damals nach Lörrach kam, habe ich aus meiner Erfahrung als Austauschschülerin in den USA heraus gesagt, dass das für mich eine gute Schulform ist - da war mein Schulamtsleiter ganz verblüfft. Damals haben sich viele nicht getraut zuzugeben, dass sie das auch so sehen. Mittlerweile hat sich die CDU zwar nicht an die Spitze der Bewegung gesetzt - auch wenn sie manchmal dazu neigt, das so darzustellen - aber ich meine, dass wir mit der heutigen CDU in einer Landesregierung zumindest strukturell auch so ein Ergebnis bekommen hätten. Ich will damit nicht behaupten, dass eine CDU-Regierung heute kommunalfreundlicher wäre als die derzeitige Regierung. Gerade den Grünen merkt man an, dass sie aus dem Kommunalen kommen.
Verhandelt es sich mit Grün-Rot leichter?
So würde ich das nicht ohne weiteres bejahen wollen. Es kommt immer auf das Gegenüber an. Es gibt Gesprächspartner, mit denen es sachorientiert ist und nicht auf das Parteibuch ankommt; und es gibt welche, bei denen es schwieriger ist. Das war aber früher auch schon so.
Ist die CDU heute eine andere?
Ja. Der Niederlage-Schock mit allen seinen personellen Konsequenzen und vor allem mit seinen Begründungen hat die Partei verändert, keine Frage.
Freuen Sie sich auf 2016?
Wenn ich mich freuen würde, würde ich damit auch sagen, dass ein Wahlsieg der CDU eine sichere Sache ist. Das sehe ich auf gar keinen Fall. Aber es ist sicher eine spannende Konstellation für die CDU. Und aus Sicht der Städte würden wir uns am liebsten aus den jeweiligen Lagern die passenden Leute herausziehen.
Werden Sie ganz nach Stuttgart ziehen?
Nicht mit Mann und Maus. Ich werde sicher die meiste Zeit hier sein, aber ich finde es auch wichtig, dass man seine kommunalen Wurzeln nicht verliert. Ich bin ja im Kreistag, und auch aus dieser Motivation heraus habe ich wieder kandidiert.
Was machen Sie als Erstes, wenn Sie Ihr neues Büro beziehen?
Ich lade alle Mitarbeiter zu einem kleinen Umtrunk ein. Ich habe gesagt: Ihr besorgt das Essen aus Stuttgart, ich bringe den Wein aus Baden dazu mit. Und was ich auch noch habe: Einen Feuerwehrschlauch, den ich als Abschiedsgeschenk von der Feuerwehr in Lörrach bekommen habe und auf dem sie alle unterschrieben haben. Das hat mich sehr gefreut. Den werde ich mit ins Büro nehmen.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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