Berlin. Kommt sie oder kommt sie nicht? Angela Merkel (CDU) machte es spannend bis zum Schluss. Schon vor Monaten hatte das Büro der Bundeskanzlerin den Mitarbeitern der Landesvertretung Baden-Württemberg signalisiert, dass die Regierungschefin zur traditionellen Stallwächterparty kommen würde.
Allerdings wollte kaum einer der 1500 geladenen Gäste aus Politik, Landespolitik, Wirtschaft, Medien und Kultur glauben, dass sich Merkel nach dem neunstündigen Abstimmungskrimi vom Vortag tatsächlich unter das Partyvolk mischen würde.
Doch da hatten sie ihre Rechnung ohne die Kanzlerin gemacht. Um kurz vor halb acht betrat eine strahlende Angela Merkel das Gebäude im Botschaftsviertel am Berliner Tiergarten. Ein fester Händedruck für den Hausherrn Wolfgang Reinhart (CDU), ein charmantes Lächeln in Richtung von Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) und schon hatte die Kanzlerin neben Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) und Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) Platz genommen. Aus Baden-Württemberg, das legte zumindest der entspannte Gesichtsausdruck der Kanzlerin nahe, können die fehlenden Stimmen bei der Bundespräsidentenwahl jedenfalls nicht gekommen sein.
Auch sonst waren die dramatischen Ereignisse in der Bundesversammlung Gesprächsthema Nummer eins bei der Stallwächterparty der Baden-Württemberger. Moderator Christoph Sonntag begrüßte die verdutzte Merkel mit den Worten „Wie lange geht das eigentlich noch gut mit der CDU und der FDP, jetzt, wo aktive Sterbehilfe erlaubt ist?“ Die Kanzlerin fackelte nicht lange, stürmte die Bühne und konterte mit einem energischen „Ich dachte, wir sind in einem konservativen Bundesland. Also, immer schön Vorsicht an der Bordsteinkante!“ Eine Bemerkung, die Merkel nicht bloß viel Gelächter einbrachte. „Politisch stimme ich nach wie vor nicht mit ihr überein, aber wie sie diesen Seitenhieb pariert hat: Respekt!“, sagte Schauspieler Walter Sittler, der von der SPD in Baden-Württemberg als Wahlmann für die Bundesversammlung nominiert worden war.
Auch Stefan Mappus, der erstmals als Ministerpräsident zur Stallwächterparty eingeladen hatte, sparte in seiner Rede nicht mit Anspielungen auf Christian Wulffs quälend langen Wahlmarathon. „Dass Politik nicht immer ein einfaches Geschäft ist, durften wir ja gestern erleben. Um so wichtiger ist es, dass man auch mal feiern darf“, sagte der CDU-Politiker. Minister Reinhart erinnerte derweil daran, dass die Landesvertretung über die Jahre zum „Schaufenster Baden-Württembergs“ in der Hauptstadt geworden sei. Die Landesvertretung habe über Parteigrenzen hinweg Geschichte mitgeschrieben. „Rot-Grün hat hier über Wochen seine Gesundheitsreform mit der Union und der FDP verhandelt“, so Reinhart.
Bei der ersten Stallwächterparty 1964 in Bonn mussten die Gäste – es waren gerade mal 70 an der Zahl – sich noch ihre eigenen Grillwürstchen mitbringen. Das blieb den Besuchern gestern erspart. Maultaschen am Spieß, Schwarzwälder Kirschtorte im Glas – die Organisatoren des jährlichen „Kommunikationsgipfels“ hatten sich einiges einfallen lassen, um den Besuchern das „Genießerland“ Baden-Württemberg schmackhaft zu machen. Bis in die frühen Morgenstunden hinein tanzte das politische Berlin zur Musik der Pop-Gruppe Boney M. und der Pforzheimer Band Fools Garden.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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