Kein Abstandsgebot mehr im neuen Schuljahr, Verband kritisiert das

09.07.2020 
Redaktion
 
Foto: dpa/Christian Charisius/dpa

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Stuttgart. Nach den Sommerferien sollen die Schüler in Baden-Württemberg wieder regulär unterrichtet werden - ohne Abstandsregeln. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) stellte am Mittwoch in Stuttgart ihren Plan für den „Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen“ ab September vor.

Das Abstandsgebot soll - wie an Grundschulen und Kitas schon jetzt der Fall - dann auch an den weiterführenden Schulen entfallen. Der Unterricht solle sich aber soweit möglich auf die reguläre Klasse oder Lerngruppe beschränken.

Eisenmann gegen Maskenpflicht während des Unterrichts

Die grün-schwarze Landesregierung erwägt zudem eine Maskenpflicht für ältere Schüler, um mögliche Corona-Ansteckungen zu verhindern. Während des Unterrichts könne sie sich aber eine Maskenpflicht nicht vorstellen, sagte Eisenmann. „Wir streben so viel Präsenz an wie möglich“, betonte die CDU-Politikerin. Grundvoraussetzung für die Pläne sei allerdings, dass es keine zweite Infektionswelle gebe.

Die Abschlussprüfungen werde man im nächsten Schuljahr um drei bis vier Wochen nach hinten schieben. Die CDU-Politikerin zeigte sich optimistisch, was die Personallage an den Schulen im nächsten Schuljahr angeht. Seit Einführung der Attestpflicht würden wieder mehr Lehrer am Präsenzunterricht teilnehmen.

Mitte März hatten die Schulen in Baden-Württemberg wegen des Coronavirus komplett geschlossen. Seit 15. Juni gab es dann an allen Schulen einen Unterricht im Schichtbetrieb, im Wechsel mit Fernunterricht und mit reduziertem Stundenplan. Am 29. Juni starteten Grundschulen und Kitas wieder in einen Regelbetrieb ohne Abstandsgebot.

Philologenverband kritisiert Verzicht auf Abstandsgebot und Maskenpflicht

Der Landesvorsitzende des Philologenverbands, Ralf Scholl, hält Eisenmanns Öffnungsplan für die weiterführenden Schulen für „puren Zweckoptimismus“. Scholl kritisierte am Donnerstag, dass an den Schulen ab September, anders als etwa im ÖPNV und in Geschäften, auf Abstandsgebot und Maskenpflicht verzichtet werden solle. Und dies, obwohl Schüler an Gymnasien dann stundenlang in schlecht belüftbaren Klassenräumen mit oft bloß einem halben Meter Abstand säßen.

„Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass zu einem Zeitpunkt, zu dem die WHO neue Erkenntnisse über die Virusübertragung durch die Luft untersucht – die auf eine besondere Gefährdung in geschlossenen und schlecht belüfteten Räumen mit vielen Personen hinweisen – in Baden-Württemberg eine Rückkehr zum Präsenzunterricht ohne Abstandsgebot angekündigt wird“, so der Verbandsvorsitzende.

Grünen-Fraktion zweifelt an Erfolg freiwilliger Lernangeboten in Sommerferien

Die bildungspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktione, Sandra Boser, sorgt sich um diejenigen Schüler, die infolge der langen Schulschließung für Fernunterricht daheim nicht erreichbar waren und daher Lernrückstände hätten. „Es braucht zusätzliche und dauerhafte Angebote, um diese Lernlücken aufzuholen“, forderte Boser. Die von Eisenmann dafür geplanten „Lernbrücken“ in der Sommerpause begrüßte sie, zweifelt aber daran, dass viele dieses freiwillige Angebot wahrnehmen und dafür ihre Ferien opfern würden.

Dass Schüler weiterhin ohne ärztliches Attest vom Präsenzunterricht befreit werden könnten, hielte ihre Fraktion überdies für „schwierig“. Man wünsche sich „eine klare und nachvollziehbare Regelung, unter welchen Voraussetzungen eine Befreiung erfolgt“.


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