Stuttgart. In einem leidenschaftlichen Plädoyer hat sich Agrarminister Bonde (Grüne) für die Schaffung eines Nationalparks im Nordschwarzwald ausgesprochen. „Noah hatte Platz für zwei Dreizehenspechte, haben wir im Nordschwarzwald auch ein bisschen Platz für ihn?“, fragte Bonde an die Adresse der CDU. Die hatte sich zuletzt vor Ort gegen einen geplanten Nationalpark gestellt.
Bonde erinnerte die CDU daran, dass ihre Parteivorsitzende Angela Merkel den politischen Auftrag ausdrücklich unterstütze, bundesweit zwei Prozent der Fläche als Wildnis auszuweisen, um die Artenvielfalt zu sichern. Bonde forderte die CDU auf, zur Sachpolitik zurückzukehren und keine Ängste bei der Bevölkerung zu schüren. Er wolle das Gutachten über einen Nationalpark Nordschwarzwald, das derzeit im April veröffentlicht wird, abwarten, und anschließend die Ergebnisse mit allen Betroffenen vor Ort diskutieren.
Claus Schmiedel (SPD) und Markus Rösler (Grüne) kritisierten die Aussage der CDU-Landtagsabgeordneten Sabine Kurtz, die in einem Zeitungsinterview gesagt hatte, ein Nationalpark im Nordschwarzwald entspreche nicht dem Auftrag der Schöpfung, der Mensch habe von Gott einen Ordnungsauftrag erhalten.
Rösler erinnerte an den früheren CDU-Abgeordneten Herbert Gruhl, einen der geistigen Väter der Grünen, der mit seinem Buch „Ein Planet wird geplündert“ von 1978 den Ordnungsauftrag des Menschen als das eigentliche Problem der Erde erkannt habe. Er rechnete vor, dass in den 14 bestehenden deutschen Nationalparks jährlich rund 50 Millionen Besucher gezählt werden. Sie brächten 2,1 Mrd. Euro an Einnahmen, was umgerechnet ein Äquivalent von 69 000 Arbeitsplätzen bedeute.
Patrick Rapp (CDU) bot der Regierung einen Kompromiss an: Alle Beteiligten sollten sich an einen Tisch setzen, bevor die genauen Ausmaße des Nationalparkes festgelegt würden. Wichtig sei, dass die betroffenen Bürger dem Projekt zustimmten, sonst werde es ein Millionengrab. Insgesamt gehe es bei dem Projekt nicht nur um den Tourismus und den Artenschutz, sondern auch um Bildung und Wirtschaft.
Friedrich Bullinger (FDP) sagte, der Nationalpark stärke vor allem den Borkenkäfer. Seiner Ansicht nach führe die Stilllegung ganzer Waldflächen eher zu einer Verarmung der Arten als zu einem größeren Artenreichtum. Insgesamt seien auch in anderen Nationalparks, etwa dem Bayerischen Wald die Touristenzahlen im Sinkflug, außerdem verlasse die junge Bevölkerung diese Gegend. „Ich will keinen Nationalpark Altersheim“, sagte Bullinger.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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