Corona-Pandemie: Debatten um Masken, Lüften und Schnelltests an den Schulen

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Stuttgart. Am Montag hat die Schule nach den Herbstferien wieder begonnen. Am Wochenende schon war es Gegenstand einer Kontroverse, ob und wie angesichts der stark steigenden Zahl Corona-Infizierter im Land und des weitgehenden Shut-downs in vielen Bereichen der Normalbetrieb dort aufrechterhalten werden kann.

Bei Lehrern und Erziehern im Südwesten regt sich Widerstand gegen die Bedingungen, unter denen Schulen und Kitas im November geöffnet bleiben sollen. Ein Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete den Umgang der Landesregierung mit den Einrichtungen am Sonntag als verantwortungslos. "Die Verunsicherung und der Unmut unter den 130 000 Lehrkräften im Land wächst", sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz laut einem Sprecher in Stuttgart.

Während es überall neue Schutzmaßnahmen gebe und erneut milliardenschwere Rettungspakete beschlossen würden, verweigere die Kultusministerin Lehrkräften weiter FFP2-Schutzmasken. „Die flächendeckende Nutzung von FFP2-Schutzmasken ist nachweislich eine der zentralen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie“, sagte Moritz. „Diese müssen eine Selbstverständlichkeit an den Schulen sein.“ Die Schulen warteten überdies weiterhin auf CO2-Messgeräte und Raumluftfilter.

Gewerkschaft und FDP kritisieren fehlende FFP2-Schutzmasken für Lehrer

Die Landesregierung ignoriert laut Moritz ferner seit Monaten die Vorschläge für eine bessere personelle Unterstützung: „Wir haben erst wenige Wochen im Schuljahr hinter uns und den Lehrerinnen und Lehrern, allen voran den Schulleitungen geht die Luft aus und die Angst wird größer.“

„Die Beschaffung von FFP2-Schutzmasken für alle Lehrer wäre bis zum Ende der Sommerferien ohne weiteres möglich gewesen“, kritisierte auch der FDP-Landtagsfraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke. Dies sei so wichtig, weil anders als Alltagsmasken die FFP2-Masken auch den Träger schützten. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), so Rülke, „wird ihrer Schutzpflicht für die Lehrer nicht gerecht“.

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Sandra Boser, befürwortet das Anschaffen von Luftfilteranlagen für Klassenräume. „Die Wirksamkeit solcher Geräte, die übrigens auch im Leasingangebot zu erhalten sind, sollte mit wissenschaftlicher Begleitung erprobt werden.“ Außerdem sollten die Schulträger dabei unterstützt werden, kurzfristig Umbaumaßnahmen vorzunehmen, die die Klassenzimmer „fit für das Lüften machen“. Das habe einen langfristigen und nachhaltigen Effekt.

Daneben sollte aus Bosers Sicht zum Unterstützen und Entlasten der Lehrkräfte den Schulen der Einsatz multiprofessioneller Teams ermöglicht werden; Boser nannte Schulsozialarbeiter, Sozial- und Sonderpädagogen, Psychologen und IT-Betreuer. „So können sich unsere Pädagogen aufs Unterrichten konzentrieren.“

Laut einer Sprecherin des Kultusministeriums gibt es aber in Baden-Württemberg keine Pläne der für die Ausstattung zuständigen Schulträger, Luftfilteranlagen für Schulen und Kitas flächendeckend anzuschaffen.

Kultusministerin für Schnelltests an Schulen, Sozialminister dagegen

Ein anderer Punkt ist auch innerhalb der grün-schwarzen Koalition zum Streitthema geworden. In Baden-Württemberg konnten sich bis November Lehrkräfte und Beschäftigte in Schulen, Kindertageseinrichtungen sowie in der Kindertagespflege zweimal kostenlos auf Corona testen lassen – und das auch ohne Symptome der Krankheit.

Ministerin Eisenmann würde dieses kostenlose Angebot gerne bis Ende November verlängern und auf drei Testungen erhöhen, Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) lehnt dies bislang jedoch ab. Zudem will Eisenmann künftig auch Antigen-Schnelltests einsetzen, wie mehrere Zeitungen am Samstag berichteten. Deren Ergebnisse liegen nach wenigen Minuten vor.

SPD-Landtagsfraktionsvorsitzende Andreas Stoch kritisierte am Sonntag die Uneinigkeit der Regierung und forderte: „Schnelltests sollten soweit genügend vorhanden sind natürlich auch in Schulen und Kitas zum Einsatz kommen.“