Stuttgart. Die Abgeordneten haben an diesem Mittwoch auf Antrag der CDU über Notengebung und Wiederholung von Klassen debattiert. Im Fokus stand dabei die von der Landesregierung geplante individuelle Leistungsbeurteilung von Schülern in Gemeinschaftsschulen. Die Opposition lehnt dies strikt ab.
Sabine Kurtz (CDU) wandte sich entschieden gegen die Pläne von Grün-Rot, in den Gemeinschaftsschulen eine individuelle Leistungsbeurteilung durchzuführen. Nach ihrer Ansicht sind Ziffernnoten ein jahrzehntelang erprobtes Instrument, das sich bewährt hat. „Junge Menschen haben ein Recht auf eine klare Antwort bezüglich ihres Leistungsstandes. Nur vergleichbare Noten gewährleisten dies“, so Kurtz. Viele Schüler, Eltern und Betriebe stünden der herkömmlichen Notengebung positiv gegenüber. Sie kritisierte zudem, dass in Gemeinschaftsschulen eine Klassenwiederholung nicht vorgesehen sei.
Timm Kern (FDP) pflichtete ihr bei. Nach seiner Ansicht gehören zur Schule Noten, das Wiederholen von Klassen und auch Zeugnisse. Noten hätten eine Beratungsfunktion und nicht zuletzt auch eine wichtige Motivationsfunktion. Bildung, so Kern, bedeute eben nicht bloß Angebot, sondern auch Anspruch und Anstrengung. „Junge Menschen wollen herausgefordert werden und sie verlangen eine Rückmeldung, wo sie stehen, wo ihre Stärken, aber auch ihre Defizite liegen“, sagte Kern. Diese Rückmeldung forderten sie von professioneller Seite ein und eben nicht bloß als Selbsteinschätzung. Wer Schule ohne Mühen und Anstrengungen verspreche, der versündige sich an der Zukunft unserer jungen Menschen, so Kern weiter.
Sandra Boser (Grüne) widersprach Kurtz und Kern vehement. Nach ihrer Ansicht ist keine Note wertfrei. Die Notengebung werde maßgeblich davon beeinflusst, inwieweit die Leistungen der Schüler im Verhältnis zur gesamten Schulklasse stünden. „Noten stellen ein Hemmnis für Schüler da. Diese Rückmeldung haben wir auch vom Landesschülerbeirat bekommen“, so Boser. Mit der Leistungsbeurteilung könne die individuelle Förderung von Schülern ausgebaut werden, vor allem in Gemeinschaftsschulen. Zur Wiederholung von Klassen sagte sie: „Keine Studie konnte belegen, dass die individuelle Leistung durch eine Wiederholung einer Klasse gestärkt wird.“
„Lehrer bewerten gleiche Leistungen unterschiedlich. Zum Beispiel bei Mathematik-Arbeiten. Manche legen den Fokus auf das Ergebnis, andere wollen zudem den Lösungsweg sehen“, sagte Gerhard Kleinböck (SPD). Ruhige Schüler würden zudem besser bewertet als notorische Störer. Experten hätten bestätigt, dass Noten eine Objektivität vortäuschten. Daher sprach sich Kleinböck für eine individuelle Leistungsbeurteilung aus.
Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) sagte, dass kaum ein Arbeitgeber bloß auf die Noten von jungen Menschen schaue. Es würden Personalauswahlverfahren wie Assessment-Center durchgeführt, um die Leistungsfähigkeit zu beurteilen. Noten würden nicht alles über Leistungsstand und Defizite aussagen. „Daher wollen wir von einer quantitativen zu einer differenzierten Beurteilung kommen. Dies ist nicht leistungsfeindlich“, sagte die Ministerin. Auf Wunsch der Erziehungsberechtigten seien Noten oder Notentendenzen anzugeben. „Es geht um Weiterentwicklung und nicht darum, bewährte Instrumente komplett zu streichen“, so Warminski-Leitheußer.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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