22 Modellschulen für G9 benannt

22.03.2012 
Redaktion
 

Stuttgart. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) hält die Obergrenze von 44 Gymnasien mit neunjährigen Zug zum Abitur nicht unbedingt für das letzte Wort. Die SPD-Politikerin schloss  bei der Vorstellung der ersten 22 Modellschulen nicht aus, dass das Limit bei einem Ansturm infrage gestellt wird. „Wenn der Bedarf dramatisch ansteigt, wird man eine neue Bewertung vornehmen müssen“, sagte die Ministerin. Bis dahin stehe sie zu dem Kompromiss mit den Grünen.

19 Modellschulen haben wie vorgeschrieben in jedem Jahrgang vier Klassen. In Stuttgart, Bad Saulgau (Kreis Sigmaringen) und Sulz am Neckar (Kreis Rottweil) kommen auch drei kleinere Gymnasien zum Zug. Es habe Anträge für 51 Schulen gegeben. Auffallend ist, dass es aus Südbaden kaum Bewerbungen gab.

Ministerin rechnet mit vielen Anträgen für zweite Runde

Warminski-Leitheußer ist sich bewusst, „dass es Frust und Ärger gibt. Aber das halte ich aus“. Sie ermutigte die leer ausgegangenen Gymnasien, sich für den zweiten Durchgang im übernächsten Schuljahr zu bewerben. Allerdings wird die Konkurrenz wohl mindestens so groß sein wie jetzt. „Ich rechne mit etwa genauso vielen Anträgen“, erklärte die Ministerin.

Im nächsten Schuljahr können im Land rund 1500 Schüler das Abitur innerhalb von neun Jahren machen - im Endausbau sollen es 2900 Gymnasiasten sein. Das wären dann acht Prozent eines Jahrgangs, sagte Warminski-Leitheußer. Im Haushalt 2012 sei rund eine Million Euro für zunächst 19 zusätzliche Lehrerstellen vorgesehen. Insgesamt sollen 133 Deputate geschaffen werden. Kostenpunkt: acht Millionen Euro.

Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl seien eine ausgewogene regionale Verteilung, die verkehrliche Anbindung und die Qualität des pädagogischen Konzepts gewesen. Der größte Bedarf bestand im Regierungsbezirk Stuttgart; hier kommen zehn Schulen zum Zug. Es handelt sich neben dem Zeppelin-Gymnasium in der Landeshauptstadt um Schulen in Aalen, Beilstein, Crailsheim, Geislingen, Giengen, Lauda-Königshofen, Marbach, Öhringen und Plochingen. Das Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach ist das größte Gymnasium im Land mit zehn bis zwölf Klassen pro Jahrgang.

Stuttgart als Sonderfall

Die Ministerin erklärte, Stuttgart sei ein Sonderfall. In der Landeshauptstadt wurden Anträge für vier Gymnasien gestellt. Das Problem war aber, dass es in Stuttgart wie in anderen Ballungsräumen keine öffentlichen Gymnasien mit vier Zügen gibt. „Es ist klar, dass in Stuttgart der Bedarf da ist“, erklärte Warminski-Leitheußer ihre Ausnahmegenehmigung. Das Zeppelin-Gymnasium mit zwei bis drei Klassen pro Jahrgang werde auch nicht - wie eigentlich vorgeschrieben - komplett auf G9 umstellen.

Im Regierungsbezirk Karlsruhe bekamen Schulen aus Bruchsal Freudenstadt, Mosbach, Pforzheim und Rastatt den Zuschlag. Im Tübinger Bereich kommen Gymnasien in Albstadt, Bad Saulgau Laichingen und Markdorf zum Zug. Nur drei Schulen sind im Regierungsbezirk Freiburg mit von der Partie: Es sind Gymnasien in Gengenbach, Stockach und Sulz am Neckar. Das dreizügige Albeck-Gymnasium in Sulz ist laut Ministerium das einzige, das komplett auf G9 umstellen wird.

Grüne: G9 nicht für jede Schule die optimale Lösung

Für die Grünen, die auf eine niedrige Begrenzung des Modellversuchs gedrungen hatten, sagte die Bildungsexpertin Sandra Boser, man wolle den Schülern „den Leistungsdruck und zeitlichen Aufwand des G8-Gymnasiums“ nehmen. Die überschaubare Zahl der Anmeldungen zeige aber auch, „dass nicht für jede Schule G9 die optimale Lösung“ sei. Es gehe nun darum, das Turbo-Abitur zu entschlacken und die Schüler mit besser Förderung zu unterstützen.

Auch die Lehrergewerkschaft GEW sieht darin die Priorität. „Statt für mehr Modellversuche brauchen wir das Geld dringender, um die Gymnasien zu echten Ganztagsschulen auszubauen, für kleinere Klassen und für die Unterstützung von Schülerinnen und Schüler“, sagte GEW-Landeschefin Doro Moritz.

Die oppositionelle FDP sieht in dem Modellversuch reine Geldverschwendung. Das neunjährige Gymnasium sei jahrzehntelang Standard gewesen, da brauche es jetzt keinen Modellversuch, sagte Parteichefin Birgit Homburger. „Es ist ein schlechter Witz, dass die Landesregierung nun die Rolle rückwärts macht.“


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