Erfolgreicher Exot in Schullandschaft im Südwesten

20.04.2011 
Redaktion
 
Gesamtschule
Foto: MEV

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Mannheim. Sie ist eine von drei Gesamtschulen im Südwesten und könnte Modell stehen für die von der SPD favorisierten Gemeinschaftsschule: Die Integrierte Gesamtschule Mannheim-Herzogenried (IGMH). Der Andrang ist groß an der Bildungseinrichtung. Rund 480 Schüler haben sich zuletzt angemeldet. „Wir können jedoch nur 230 Kinder annehmen“, sagt Schuldirektor Gerhard Diehl. „Viele kommen, weil bei uns noch nach neun Jahren Abitur gemacht werden kann, aber auch wegen unseres breiten Angebots“.

Insgesamt rund 80 Arbeitsgemeinschaften gibt es an der Ganztagsschule vom Sport bis zum Bewerbungstraining. Hinzu kommen Förderkurse in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik. „Es braucht eine bestimmte Schulgröße, um ein derartiges Angebot verwirklichen zu können“, sagt Diehl.

Knapp 1600 Schüler lernen in dem Betonbau aus den 70er Jahren fürs Leben. Die Zahlen klingen nach Massenbetrieb. Doch die Schule, die erst kürzlich für 30 Millionen Euro komplett saniert wurde, bietet oft mehr Nähe als das übliche dreigliedrige System: Die IGMH ist in drei Einheiten untergliedert, die jeweils etwa 20 Klassen vom 5. bis zum 10. Schuljahr umfassen.

In den Stufen 5 bis 7 gibt es eine gemeinsame Orientierungsphase. Sie ist ein Jahr länger als in den Gesamtschulen in Heidelberg und Freiburg, die einen höheren Anteil von Kindern aus Akademikerfamilien haben. In dieser Zeit werden nur die Hauptfächer auf unterschiedlichen Leistungsniveaus unterrichtet, ansonsten lernen die Kinder gemeinsam. Erst nach der 7. Klasse wird der Verbund aufgelöst.

„Konflikte zwischen Schülern sind selten bei uns“, sagt Schuldirektor Gerhard Diehl. Denn in den ersten beiden Jahren übt der Klassenlehrer mit seinen Schülern unter anderem jede Woche drei Stunden den Umgang mit Konflikten, Teambildung und Prävention.

Gegründet wurde die Schule 1974. In Mannheim, der Arbeiterstadt, sollte sie etwas für die sozial Schwächeren tun. Damals entstanden laut Diehl 14 ähnliche Schulen im Südwesten, übrig blieben drei. Rund 23 Prozent der Kinder an der IGMH haben heute einen Migrationshintergrund. „Ein besonderer Schwerpunkt in den letzten Jahren ist die Vermittlung breiter Bildung. So bieten wir beispielsweise Musikklassen oder Theaterworkshops an“, berichtet Schuldirektor Diehl. „Wir versuchen das aufzufangen, was das Elternhaus nicht mitgegeben hat.“

Rund 43 Prozent der Kinder, die in der Grundschule eine Empfehlung für den Hauptschule bekamen, machen an der IGMH einen Realschulabschluss. 56 Prozent mit Real- und Hauptschulempfehlung schaffen sogar das Abitur. „Teilweise kommen die besten ihres Jahrgangs von der IGMH“, berichtet Diehl stolz.

Insgesamt liege die Gesamtschule bei der Abi-Note in der Regel allerdings etwas unter dem Landesdurchschnitt.An die Lehrer stellt das Konzept der Mannheimer besondere Anforderungen. „Sie müssen bereit sei, an drei Nachmittagen in der Woche ein zusätzliches Programm anzubieten und mehr können als nur ihr Fachwissen“, erläutert Diehl. Dennoch kann sich die Gesamtschule derzeit kaum retten vor Bewerbungen. Acht Lehrerstellen sind ausgeschrieben, fast 160 Bewerbungen gingen ein.


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