Viele Eltern schicken ihre Kinder aufs Gymnasium

27.01.2014 
Redaktion
 
Foto: dpa

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STUTTGART. Über 44 Prozent der  Schüler wechseln nach der Grundschule auf ein Gymnasium. Die Übergangsquote auf die Werkreal-/ Hauptschule beträgt dagegen bloß noch knappe zwölf Prozent  und ist zudem rückläufig im Vergleich zum vergangenen Schuljahr. Kultusminister Andreas Stoch (SPD) stellte an diesem Montag zusammen mit der Präsidentin des Statistischen Landesamts Carmina Brenner die Ergebnisse der amtlichen Schulstatistik zu den Übergängen aus der Grundschule in die weiterführenden Schulen vor.

Die Zahl der Schüler, die nach der Grundschule auf ein Gymnasium wechseln ist mit 44,6 Prozent deutlich höher als die Übergangsquoten zu anderen Schularten. „Diese Entwicklung verdeutlicht, dass die Eltern ihren Kindern immer mehr die Möglichkeit zu höheren Schulabschlüssen geben wollen. Und sie zeigt, wie wichtig es ist, dass sich die Schulen verstärkt auf die größere Heterogenität ihrer Schülerinnen und Schüler einstellen, wie es bei den Gemeinschaftsschulen schon sehr gut der Fall ist“, erklärte Stoch.

Soziales Prestige wichtiger als Wohl der Kinder?

Der Verband Bildung und Erzieher (VBE) sieht den Anstieg der Gymnasialanmeldungen dagegen eher kritisch. Durch den erneute Anstieg der Gymnasialanmeldungen auf 44,6 Prozent gehe diese begehrte Schulart immer mehr in Richtung „Haupt“-schule, wandele sich zu einem echten Volksgymnasium. Da die Grundschulempfehlungen nicht vorgelegt werden müssten, tummelten sich in den Eingangsklassen vieler Gymnasien auch Schüler, die vom Start weg bereits heillos überfordert seien, heißt es von Seiten des VBE. Außerdem äußert der Sprecher des VBE Befürchtungen, dass bei vielen Eltern weniger das wohl des Kindes im Mittelpunkt stehe, sondern vielmehr das soziale Prestige und die gesellschaftliche Aufwertung, die eine Familie erfahre, wenn ein Kind das Gymnasium besuche.

Stoch hebt auch die Übergangsquote auf Gemeinschaftsschulen mit 5,7 Prozent als starken Anstieg hervor. Die FDP-Landtagsfraktion warnt jedoch vor einem Lobgesang auf die Gemeinschaftsschulen. „Die Äußerungen des Kultusministers lassen befürchten, dass Grün-Rot die hierfür bitter notwendigen Ressourcen weiterhin lieber in die einseitige Privilegierung des Prestigeprojekts Gemeinschaftsschule investiert, damit erfolgreiche Schularten wie die Realschulen eines Tages aufgeben und auch Gemeinschaftsschule werden“, so FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich-Rülke. Außerdem seien die hohen Übergangsquoten auf Realschulen und Gymnasien Indizien dafür, dass das gegliederte Schulsystem durchaus erfolgreich und gefragt sei. Die Übergangszahlen seien ein weiterer Beleg dafür, dass differenzierte pädagogische Angebote bei den Eltern nach wie vor hoch erwünscht seien, schloß auch der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion aus den Zahlen.

Erhebliche Unterschiede zwischen den Landkreisen

Während einerseits die Übergangsquote auf die Werkreal- und Hauptschulen auf 11,9 Prozent erneut sinkt, ist bei den Realschulen lediglich eine leicht rückläufige Tendenz auf 36,2 Prozent zu verzeichnen und bei den Gemeinschaftsschulen eine starke Zunahme der Übergangsquote auf 5,7 Prozent. Insgesamt gab es zwischen den Landkreisen erhebliche Unterschiede bei den Übergangsquoten. Sie differierten bei den Haupt- und Werkrealschulen zwischen 2,4 (Stadtkreis Heidelberg) und 21,6 Prozent (Stadtkreis Pforzheim), bei den Realschulen zwischen 16 (Stadtkreis Heidelberg) und 45,6 Prozent (Landkreis Schwäbisch Hall) sowie bei den Gymnasien zwischen 29,9 (Landkreis Waldshut) und 65,0 Prozent (Stadtkreis Heidelberg).

Für Kultusminister Stoch bestätigt die Schulstatistik zudem die Heterogenität in allen Schularten, also die unterschiedliche Leistungsfähigkeit der Schüler, die sich in den Grundschulempfehlungen widerspiegele. „Die Schulen passen ihre Pädagogik immer mehr der zunehmenden Heterogenität unter den Schülern an und gehen stärker auf die einzelnen Schüler ein. Diese Bereitschaft zur Veränderung unterstreicht die Qualität der einzelnen Schule“, erklärte Stoch.

Bei den Realschulen gehen die Lehrkräfte immer stärker auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler ein. Ausgehend von der Diagnose der individuellen Fähigkeiten würden zusätzliche Lerneinheiten in ausgewählten Fächern sowie individuell passende Lernangebote in Lerngruppen bereitgestellt. Die Gymnasien setzten ihr Programm "Gut ankommen an den Gymnasien" verstärkt um, etwa durch eine intensive Lernbegleitung und eine gezielte fachliche Förderung. So werden etwa Schüler der Klassen fünf und sechs besonders dazu angeleitet, ihr Lern- und Arbeitsverhalten zu verbessern. Im Fachunterricht insbesondere in Deutsch, Mathematik und in den Fremdsprachen können durch geteilte Klassen kleinere Lerngruppen gebildet werden, um Schüler besser individuell zu fördern.


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