Geißler schlichtete schon im Baugewerbe und bei Piloten

Stuttgart. In der Geschichte der Bundesrepublik wurden immer wieder erfahrene „Altpolitiker“ als Schlichter für die Lösung komplizierter Tarifkonflikte geholt - oft mit Erfolg. Der heute 80- jährige frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler gilt als besonders geschickt, wenn es darum geht, starre Fronten aufzuweichen; nicht grundlos hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihn im März anlässlich seines 80. Geburtstages als „Schlichter und Mahner“ gewürdigt. Diese Erfahrung wird Geißler in seiner neuen Rolle als Schlichter beim heftig umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 gebrauchen können.

1997 wurde Geißler erstmals als Schlichter im Tarifkonflikt im Bauhauptgewerbe berufen. Bis 2002 war er noch dreimal in der Baubranche in dieser Funktion aktiv, wobei er 2002 einen Streik nicht verhindern konnte. Doch schon ein Jahr später holten ihn die Arbeitgeber und die IG Bau erneut als Schlichter beim Streit um das 13. Monatsgehalt. 2004 wechselte Geißler die Branche und schaffte es, dass sich die Fluggesellschaft LTU mit ihren Piloten auf einen Tarifvertrag einigte. Auch Ex-Außenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) war 2001 schon mal als Schlichter in der Luftfahrt erfolgreich, damals bei der Lufthansa.

Schlichterspruch beim Tarifstreit der Telekom akzeptiert

Der Rat von Geißler war wieder 2006 beim großen Tarifstreit zwischen der Gewerkschaft ver.di und der Telekom gefragt, sein Schlichterspruch wurde schließlich akzeptiert. Als unabhängige Moderatoren fungierten die beiden so unterschiedlichen Parteifreunde Geißler und Ex-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf im langwierigen Streit der Bahn und der Eisenbahnergewerkschaft GDL im Jahr 2007. Letztlich konnte ihr Einsatz den Konflikt nicht lösen, ein Ende in der Tarifauseinandersetzung gab es erst im Jahr 2008.

Auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte schon mal mit Biedenkopf in einem Bahnstreit als Schlichter fungiert. Andere prominente und erfolgreiche Schlichter waren unter anderm Ex- Finanzminister Hans Apel (SPD) und Bremens langjähriger Regierender Bürgermeister Hans Koschnick (SPD).