Buchbesprechung: Karrierechance Bürgermeister.

06.12.2010 
Redaktion
 
Was man für eine erfolgreiche Kandidatur wissen muss
Boorberg Verlag

 Stuttgart. Wie werde ich Bürgermeister und was sind die Folgen, wenn ich es geworden bin? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch die Beiträge dieses Sammelbands. Auf 200 Seiten vermitteln Bürgermeister und Wissenschaftler – die teilweise selbst kommunalpolitisch tätig waren – und der Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, zuvor mehr als 20 Jahre Rathauschef, das Rüstzeug für eine erfolgreiche Kandidatur. Die meisten Autoren zählen zum Dozentenstamm des Bürgermeisterkandidatenseminars, das Rektor Paul Witt, der Herausgeber des Buches, seit vielen Jahren an der Verwaltungshochschule Kehl anbietet.

Gerhard Banner, der in mehreren Bundesländern kommunalpolitische Erfahrung gesammelt hat, schildert die Besonderheit des südwestdeutschen Kommunalverfassung, die er als wesentlichen „Standortvorteil“ begreift: „Das baden-württembergische Modell ist mehr als alle anderen auf kommunale Führungsleistung angelegt“, schreibt Banner. Er sieht die „Überlegenheit der baden-württembergischen Kommunalverfassung“ in der Ausbalancierung der Rat-Bürgermeister-Dyade“ begründet. Dieses Modell begünstige die Zusammenarbeit von Rat und Bürgermeister, mache den Bürgermeister – in markantem Unterschied etwa zu Nordrhein-Westfalen – „handlungsfähig“ - und ziehe zudem mit dem besonderen Profil des Amts und seinen Gestaltungsmöglichkeiten qualifizierte Bewerber an.

Hans-Georg Wehling, Doyen der Bürgermeisterforschung in Deutschland, erläutert die herausgehobene Stellung des Rathauschefs in der Kommunalpolitik. Er nennt die Merkmale und Eigenschaften der Bewerber, die vom Wähler erwartet oder zumindest in der Regel präferiert werden: Verwaltungserfahrung, Distanz zu den Parteien, Herkunft von „außen“.

Bürgermeisterin Isolde Schäfer und Oberbürgermeister Thorsten Frei schildern ihre eigenen Erfahrungen aus erfolgreichen Wahlkämpfen und geben potentiellen Amtskollegen Empfehlungen für ihre Kandidatur.

Rückendeckung durch Familie ist wichtig und die Wahl des richtigen Orts

Ein Bürgermeister muss für  alle Bürger da sein - und das möglichst zu jeder Zeit. Daher auch der erste Tip für jeden, der mit einer Kandidatur liebäugelt: Zuerst die Rückendeckung der Familie einholen - diese wird unter dem Amt mit-leiden müssen -, und den Ort, für den man kandidieren will, genau unter die Lupe nehmen. Denn nicht nur der Bewerber muss zum Ort passen, sondern auch der Ort zum Bewerber.

Roger Kehle, seit 2008 Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg, war zuvor selbst mehr als zwanzig Jahre Rathauschef. Er erläutert die Rechtsverhältnisse und -grundsätze bei Bürgermeisterwahlen. Lars Bürgner, Bürgermeister von Vörstetten (Landkreis Emmendingen) gewählt, schildert die Besoldung und Versorgung der Rathauschefs.

Herausgeber Paul Witt schließlich bietet einen Ausblick auf den Bürgermeister der Zukunft. Dieser werde „ein Moderator von Bürgerbeteiligungsprozessen sein“. Er müsse insbesondere in der Lage sein, die Bürger für das – angesichts knapper Kassen künftig mehr denn je für das Funktionieren einer Gemeinde nötige - ehrenamtliche Engagement zu motivieren.

Zudem werde wohl „zukünftig sicher noch mehr das Verhandlungsgeschick und die Motivation der Bürgermeister auf eine harte Probe gestellt.“

Fazit

Wer mit dem Gedanken spielt, für das Amt des Bürgermeisters in einer der 1001 Gemeinden Baden-Württembergs zu kandidieren, wird kaum um „Karrierechance Bürgermeister“  herumkommen.

Es besteht aber auch kein Grund, sich das zu wünschen: Ist das Büchlein doch, bei knappem Umfang, voll nützlicher Tipps und von hoher Informationsdichte.

Karrierechance Bürgermeister. Leitfaden für die erfolgreiche Kandidatur, (Hg.) Witt, Paul, Stuttgart u. a., 2010


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