September 2011 – ein weiterer Schritt zur energieeffizienten Beleuchtung

25.08.2011 
Redaktion
 
EU-Energiekommissar Günther Oettinger zum Ende der 60-Watt-Glühlampe
EU-Kommissar Günther Oettinger, Foto: EU Kommission

Brüssel. Nachdem sie so lange Teil unseres Alltags waren, mutet es seltsam an, dass sie nicht mehr da sein werden: Ab dem 1. September werden die 60-Watt-Glühlampen schrittweise aus den Ladenregalen verschwinden, da diese Art von Glühlampen nach EU-Recht verboten sein wird. Warum? Die Edison-Glühlampe, mit der seit über 100 Jahren Licht erzeugt wurde, entspricht einfach nicht mehr dem Stand der Beleuchtungstechnik – sie verbraucht, gemessen an dem von ihr erzeugten Licht, viel zu viel Energie.

Verbraucher können mittlerweile zwischen verschiedenen Lampen mit verbesserter Energieeffizienz wählen, den Kompaktleuchtstofflampen, verbesserten Glühlampen und der LED-Lampe. Kompaktleuchtstofflampen etwa, mit einem ähnlichen Licht wie die alten Glühlampen, bieten eine Energieersparnis von bis zu 80 % gegenüber der Edison-Lampe und haben eine bis zu zehnmal längere Lebensdauer. Der unabhängige wissenschaftliche Ausschuss der EU hat bereits im letzten Jahr Gesundheitsbedenken ausgeschlossen. Durch den Austausch aller Glühlampen kann eine durchschnittliche Familie leicht ihre jährliche Stromrechnung um 50 Euro verringern und die EU insgesamt kann die Jahresproduktion von 10 Kraftwerken und jährlich 15 Millionen Tonnen CO2-Emissionen einsparen. Das käme der Stilllegung von 7 Millionen Fahrzeugen (d. h. aller niederländischen Fahrzeuge) gleich.

Das ist nicht wenig. Dieser Schritt ist ein wichtiger Beitrag zu unserer Strategie, unseren Energieverbrauch und unsere Treibhausgasemissionen zu reduzieren: Europa kann es sich schlicht nicht leisten, Energie zu verschwenden. Die Energieeffizienz ist ein zentrales Anliegen der Europa-2020-Strategie für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum und des Übergangs zu einer ressourceneffizienten Wirtschaft. Sie ist ein Kernelement, damit wir unsere langfristigen Energie- und Klimaziele erreichen. Denn Energie, die wir nicht verbrauchen, ist weder klima- noch umweltschädlich. Energieeffizienz ist zudem eine besonders kostengünstige Möglichkeit, die Versorgungssicherheit zu verbessern. Verbrauchen wir weniger Energie, verringert sich unsere Importabhängigkeit. Und für Mitgliedstaaten, die den Ausstieg aus der Kernkraft anstreben oder beschlossen haben, gar nicht erst in die Kernkraft einzusteigen, ist es unerlässlich, dieses Ziel zu erreichen, da erneuerbare Energien allein dies nicht schaffen wird. Daher kann die Energieeffizienz in vielerlei Hinsicht als Europas größte Energiequelle angesehen werden.

Bis 2020 soll Energieverbrauch um 20 Prozent sinken

Aus all diesen Gründen haben sich die Staats- und Regierungschefs bereits 2007 ein ehrgeiziges Energieeffizienzziel gesetzt: Bis 2020 soll der Energieverbrauch in der Europäischen Union um 20 Prozent sinken. Glühlampen schrittweise vom Markt zu nehmen war nur ein Teil dieser Strategie. Ins Visier gerieten auch andere ineffiziente Produkte in unseren Haushalten. Für diese Produkte wurden im Wesentlichen Energieetiketten eingeführt, an denen der Verbraucher die Energieeffizienz eines Produkts ablesen kann. Infolge der technologischen Verbesserungen, die durch das Energie-Label ausgelöst wurden, erreichen mittlerweile 90 Prozent der Kühlschränke, Waschmaschinen und Geschirrspüler die Energieklasse „A“, die höchste Klasse des alten Label-Systems. Dies zahlt sich aus – durch weniger Energieverbrauch und geringere Kosten: Eine durchschnittliche Waschmaschine, die vor 15 bis 20 Jahren gebaut wurde, verbrauchte 1,5 kWh und 100 Liter Wasser. Heute liegt der Verbrauch einer modernen Waschmaschine bei 0,85 kWh und 40 Liter Wasser. Damit bringt die neue Waschmaschine eine Einsparung von 80 Euro pro Jahr.

Diese Maßnahmen allein reichen jedoch nicht aus, um unsere Energieeffizienzziele zu erreichen. So wie die Dinge heute stehen, werden wir bis 2020 nur eine Energieeffizienz von 10 Prozent und damit das Ziel nur zur Hälfte erreichen. Aus diesem Grund hat die EU-Kommission im Juni dieses Jahres neue Vorschläge vorgelegt – sie gehen weit über die privaten Haushalte hinaus und beziehen öffentliche Verwaltungen, Energieunternehmen und die Industrie mit ein. Ein wichtiger Bereich sind Gebäude. Nahezu 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in der EU entfällt auf private und öffentliche Gebäude. Die Energie wird für die Beleuchtung, für unsere elektrischen Geräte, aber vor allem für die Heizung (67 Prozent) benötigt. Eine gute Isolierung und Renovierung sind daher wesentlich. Deshalb schlagen wir vor, dass öffentliche Verwaltungen ihre Renovierungsquote von 1,5 auf 3 Prozent verdoppeln. Außerdem schlagen wir vor, dass Energieunternehmen verpflichtet werden, ihre Kunden darin zu unterstützen, Energie einzusparen. In Frankreich und im Vereinigten Königreich erweist sich diese Politik bereits als sehr erfolgreich. Die Verbraucher sparen Energie und die Unternehmen wenden sich zum Teil anderen Sektoren zu und bieten, statt nur Energie zu verkaufen, auch Energiedienstleistungen an.

Genau wie bei der Glühlampe könnten jetzt einige sagen, das funktioniert nicht, das wollen wir nicht. Es findet sich immer etwas zu kritisieren. Eines ist jedoch sicher – wir müssen jetzt handeln, um unser Ziel zu erreichen. Nur die vollständige Umsetzung der im Energieeffizienzplan und in der Energiesparrichtlinie vorgeschlagenen bestehenden und neuen Maßnahmen in ihrer Gesamtheit wird unseren Alltag verändern und das Potenzial haben, jedem Haushalt pro Jahr Einsparungen von bis zu 1000 Euro zu ermöglichen, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen zu verbessern, bis zu 2 Millionen Arbeitsplätze zu schaffen und die jährlichen Treibhausgasemissionen um 740 Millionen Tonnen zu reduzieren.

Und lassen Sie uns ehrlich sein – nicht nur Europa – oder einige Brüsseler Bürokraten – wollen Energie sparen. Dies ist ein internationales Anliegen. Die Glühlampe ist nur ein Beispiel. Sie ist in den USA verboten, ebenso in Australien, Kanada und Südkorea. China, Indien und Russland beabsichtigen diesem Beispiel zu folgen. Für unser Wohlergehen. Für unsere Zukunft.


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