Aussetzung des E-10-Kraftstoffs gefordert

16.08.2012 
Redaktion
 

Berlin/Stuttgart. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hat die Aussetzung des E10-Superkraftstoffs gefordert. Dieser Biosprit stelle einen „Konflikt zwischen Tank und Teller“ dar, sagte er an diesem Mittwoch. Gerade bei steigenden Lebensmittelpreisen könne er „zu stärkerem Hunger in der Welt beitragen“.

Die Beimischungspflicht führe „im Endeffekt dazu, dass Menschen zu wenig Nahrung haben“, sagte Niebel. Da E10 in Deutschland ohnehin schwer akzeptiert werde, „muss man überdenken, ob das der richtige Weg ist. Und solange man denkt, sollte man E10 aussetzen“, fügte er hinzu.

Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) wertete Niebels Äußerung als unbedacht. Unterstützung erhielt er hingegen von Hilfsorganisationen. „Es ist ungerecht und verantwortungslos, dass Menschen hungern müssen, damit wir mit einem scheinbar reinen Gewissen unsere Autos tanken können“, sagte ein Sprecher des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“. Auch die Welthungerhilfe begrüßt den Vorstoß.

Für E10 sins 2,2 Kilo Getreide je 100 Kilometer notwendig

Um einen Liter Ethanol herzustellen, werden rund drei Kilogramm Getreide benötigt. Nach dem Statistischen Bundesamt verbraucht ein Pkw durchschnittlich 7,6 Liter. Fährt ein Auto mit E10, benötigt es 0,76 Liter Ethanol oder 2,2 Kilogramm Getreide je 100 Kilometer. Bei einer Fahrleistung von 12 000 Kilometern im Jahr sind das 264 Kilogramm Getreide oder alle 45 Kilometer ein Kilogramm Brot.

Martin Hofstetter, Agrarexperte bei Greenpeace, hat im vergangenen Jahr für den Staatsanzeiger eine hypothetische Rechnung für Baden-Württemberg aufgemacht. Angaben des Statistischen Landesamts betrug in 2010 der Pkw-Bestand 5 718 717. „Wenn alle E10 tanken würden, bräuchte man 1,51 Millionen Tonnen Getreide“, so der Agrarökonom. „Bei einem durchschnittlichen Ertrag von 7,5 Tonnen ist dafür eine Anbaufläche von über 201 000 Hektar nötig.“ Das wären rund 40 Prozent der Getreideackerfläche im Land.

Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie spricht von Symbolpolitik

Der Superkraftstoff E 10 mit zehn Prozent Bioethanolanteil muss in Deutschland seit Anfang 2011 angeboten werden. Bisher meiden rund zwei Drittel der Autofahrer den Sprit, obwohl ihm mehrfach Unbedenklichkeit für die Motoren bescheinigt wurde. VDB-Geschäftsführer Elmar Baumann erklärte, ein Verbot von E 10 „wäre nichts anderes als Symbolpolitik“. Es habe keine Auswirkungen auf die Ernährungssituation in den Entwicklungsländern. „Für die Biothanolproduktion wird nur der Stärkeanteil des Getrides genutzt, das verbleibende Protein wird zu Tierfuttermittel verarbeitet.“ Hunger entstehe durch Bürgerkriege, Korruption, Klimawandel und Armut.


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