STUTTGART. Die Stimmung im baden-württembergischen Handwerk ist im zweiten Quartal abgerutscht. Nur noch 43 Prozent der Betriebe beurteilen die Lage als gut, jeder dritte empfindet sie als schlecht. Das meldet der Baden-Württembergischen Handwerkstag (BWHT). „Die Auftragseingänge und Umsätze sind bei rund jedem zweiten Betrieb gesunken und jeder vierte Betrieb ist nur maximal zur Hälfte ausgelastet“, sagt Verbandspräsident Rainer Reichhold.
Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Handwerksgruppen: „Im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe bewertet eine überwiegende Mehrheit ihre Lage noch als gut. Im Handwerk für den gewerblichen Bedarf, im Kfz-Gewerbe und im Nahrungsmittelhandwerk sieht es schon deutlich schlechter aus – hier sanken bei jedem zweiten Betrieb die Auftragszahlen und drei von fünf Betrieben beklagen gesunkene Umsätze. Und bei den persönlichen Dienstleistern sowie im Gesundheitsgewerbe ist die Situation mit Umsatzrückgängen bei 70 beziehungsweise 84 Prozent der Betriebe gar dramatisch“, bilanziert Reichhold.
„Das Konjunkturpaket des Bundes hat unseren Betrieben in diesen schwierigen Zeiten sehr geholfen, genauso wie die Soforthilfe, das Krisenberatungsprogramm und die Aufstockung der Überbrückungsmaßnahmen durch das Land“, so BWHT-Hauptgeschäftsführer Oskar Vogel. Auch die Absenkung der Mehrwertsteuersätze als branchenübergreifenden Ansatz sieht das Handwerk grundsätzlich positiv.
Vogel fordert jedoch, die Maßnahme bis Sommer 2021 zu verlängern. Sie fördere hochpreisige Anschaffungen, von denen besonders der Bau und die Kfz-Branche profitierten. „Im Bau- und Ausbaugewerbe sowie bei den Autohändlern werden die Kunden auf eine Fertigstellung oder Lieferung noch in diesem Jahr drängen“, sagt Vogel. Es könne aber sein, dass das nicht immer bis zum Jahresende klappt, warnt Vogel.
Es sei zudem für die Betriebe schwierig und bürokratisch, die Senkung rechtssicher umzusetzen. „Damit sich dies alles lohnt und es im Falle von Lieferschwierigkeiten oder verspäteten Fertigstellungen nicht zu Enttäuschungen kommt, sollte die Geltungsdauer der Maßnahme bis Sommer 2021 verlängert werden.“
Sorge bereite dem Handwerk, das auf die Betriebe im Herbst finanzielle Zusatzbelastungen kommen. Es brauche eine Lösung für die Tilgung der während des Lockdowns gestundeten Steuern und Beiträge. Viele Betriebe seien noch nicht in der Lage, alle aufgelaufenen Forderungen zum Fälligkeitszeitpunkt vollständig zu erfüllen, warnt Reichhold: „Die zarte Zuversicht auf wirtschaftliche Erholung dürfen wir nicht zunichtemachen, sonst droht im Herbst eine verzögerte zweite Krisenwelle, die gar zu Insolvenzen führen kann.“
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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