Leben ohne Vollzeitstelle: Unsichere Jobs nehmen im Land zu

02.05.2014 
Redaktion
 
Foto: dpa

Stuttgart. Minijobs, Leiharbeit oder laufend neue Befristungen: Mehr und mehr Menschen im Südwesten haben unsichere Arbeitsverhältnisse. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Tübinger Instituts für angewandte Wirtschaftsforschung (IAW), die Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) am Freitag in Stuttgart vorstellte. Demnach hat der Anteil sogenannter atypischer Beschäftigungsformen zwischen 2000 und 2012 deutlich zugenommen. Dazu zählen Arbeitsverhältnisse, die von den üblichen Standards - sozialversicherungspflichtig, unbefristet oder Vollzeit - abweichen.


Der Anteil von befristet Beschäftigten und Teilzeitjobbern wuchs in dem Zeitraum beispielsweise um mehr als die Hälfte. Insgesamt arbeitet nach Zahlen des Statistischen Landesamtes im Südwesten mehr als jeder vierte Beschäftigte in atypischen Arbeitsverhältnissen.

„Atypische Beschäftigungsverhältnisse bringen höhere Armutsrisiken mit sich“, sagte Altpeter. „Sie sind deutlich häufiger als Normalarbeitsverhältnisse mit niedriger Bezahlung, instabilen Beschäftigungsverläufen, Perspektivlosigkeit, schlechten Arbeitsbedingungen und wiederkehrender Arbeitslosigkeit verbunden.“

Vor allem Frauen arbeiten in Teilzeit

Nach jüngsten Zahlen aus dem Jahr 2012 arbeiteten vor allem Frauen in Teilzeit - nur 12 Prozent der Männer hatten solch einen Vertrag. „Natürlich ist die Teilzeit in manchen Fällen auch von den Frauen gewünscht“, sagte IAW-Geschäftsführer Bernhard Boockmann. „Ich würde aber sagen, dass die Wünsche ein Stück weit vom gesellschaftlichen Umfeld abhängig sind.“ Wenn es mehr Möglichkeiten zur Kinderbetreuung gäbe, würden möglicherweise auch mehr Frauen in Vollzeit arbeiten wollen.

Geringfügig, befristet oder in Teilzeit Beschäftigte sind Boockmann zufolge vor allem im Dienstleistungsbereich zu finden - ebenso wie freie Mitarbeiter. Leiharbeiter würden hingegen häufig in der Metall- und Chemieindustrie eingesetzt.

Altpeter will atypische Beschäftigung zurückdrängen

Ministerin Altpeter kündigte an, solche atypischen Beschäftigungsverhältnisse künftig weiter zurückdrängen zu wollen. Nötig sind ihr zufolge etwa ein gesetzlicher Mindestlohn und auch bessere Möglichkeiten zur Kinderbetreuung. „Ich kann nicht erwarten, dass jemand Vollzeit arbeitet, wenn ich die infrastrukturellen Voraussetzungen nicht zur Verfügung habe“, sagte Altpeter. Wichtig sei in dem Zusammenhang etwa der Ausbau der Ganztagsschulen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte jedoch, Mindestlöhne reichten nicht aus, um Niedriglohnarbeit einzudämmen. Baden-Württemberg müsse sich auch auf Bundesebene dafür einsetzen, dass Leiharbeit oder Werkverträge gesetzlich zurückgedrängt würden.


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