STUTTGART. Die Paternoster im Rathaus von Stuttgart stehen still. Doch die Stadt sucht bereits nach Lösungen, auch in Absprache mit anderen Städten wie München und Hamburg, um die „Personal-Umlaufaufzüge“, wie sie korrekt heißen, wieder in Fahrt zu bringen. Nach der neuen Betriebssicherheitsverordnung muss der Arbeitgeber dafür Sorge tragen, dass nur noch die von ihm eingewiesenen Beschäftigten den Paternoster verwenden. Manche sprechen bereits von einem „Paternoster-Führerschein“.
Der zuständige Bürgermeister im Rathaus von Stuttgart, Werner Wölfle (Grüne), merkt an, dass die Beschäftigten der Stadt Stuttgart die Aufzüge seit Jahrzehnten unfallfrei benutzt hätten. „Sie sind bislang weder 'eingewiesen worden', wie man 'richtig Paternoster fährt', noch kann überwacht werden, wer die Kabine betritt und ob diese Personen die Erlaubnis zum Fahren als eingewiesene Beschäftigte haben.“
Und es sind nicht nur die Beschäftigten. „Zahlreiche Touristen und Einheimische kommen täglich zu uns und sind bisher mit großem Vergnügen im Paternoster gefahren“, so Wölfle, der nach eigenem Bekunden „null“ Verständnis für die neue Vorschrift hat. Damit ist er nicht allein.
Beispielsweise auf Facebook wurden einige Initiativen gegründet, besonders von Studenten, da an vielen Universitäten und Hochschulen Paternoster in Gebrauch sind. Sie sind beliebt und versprühen den nostalgischen Charme der 60er Jahre. Damals wurden viele historische Paternoster runderneuert oder neue nachgebaut.
Da Paternoster keiner Meldepflicht unterliegen, gibt es nur Schätzungen darüber, wie viele dieser Beförderungsmittel in Betrieb sind - etwa 220 sollen es bundesweit sein. In Baden-Württemberg gibt es noch etwa 20 Paternoster in acht Städten. Neben den Aufzügen in Stuttgart waren sie noch in Mannheim, Giengen an der Brenz, Heidenheim, Karlsruhe, Kornwestheim, Reutlingen und Schramberg in Betrieb.
Nun weisen im Rathaus von Stuttgart Schilder auf die aktuelle Situation hin. Werner Wölfle verbindet damit einen Wunsch: „Ich würde mich freuen, wenn Besucher die Wiedereröffnung der Paternoster an entsprechender Stelle einfordern. Damit unterstützen sie uns in unserer Absicht, die drei Paternoster wieder in Betrieb zu nehmen.“
Im Haus von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) wir inzwischen schon an einer Lockerung der Verordnung gearbeitet. Danach soll es auf einen Kompromiss hinauslaufen, wonach jedem Bundesland selbst überlassen bleiben soll, ob und wie es die neue Verordnung umsetzt. Einzige Bedingung: Die Sicherheit der Aufzüge muss gewährleistet sein. Damit kehrt die Initiative nach mehr Sicherheit bei Aufzügen dahin zurück, woher sie ursprünglich kam. Denn es waren die Länder, die zuvor beim Bund auf höhere Sicherheitsstandards insbesondere auch bei Paternoster-Aufzügen gedrängt hatten.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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