Stuttgart. Eine freundliche Begrüßung, ein paar Fotos, zwei Autogramme an der Tafel. Dann aber fliegen schon die Funken. Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) hat CDU-Fraktionschef Peter Hauk zum Gemeinschaftsschulbesuch eingeladen. Die bildungspolitische Annäherung bleibt bemüht.
Matthias Pröfrok, der CDU-Abgeordnete, dessen Wahlkreis die Korber Keplerschule liegt, spricht ein großes Wort gelassen aus. Er könne sich, sagt der Landtagsneuling, einen Schulfrieden zwischen Regierung und Opposition vorstellen zum Wohle Baden-Württembergs. Seinen Fraktionschef hat er nicht an seiner Seite. Der bleibt bei dem jahrzehntealten Credo: „Ein Bildungsgang muss auf einen Bildungsabschluss ausgerichtet sein.“ Also auf Hauptschulabschuss, Mittlere Reife und Abitur - da passt die Gemeinschaftsschule, in der jeder dieser Abschlüsse erworben werden kann, nicht ins Weltbild.
Der Oppositionsführer, wie er von den Gastgebern in Korb und in der Karls-Stirner-Schule in Rosenberg gleich mehrfach tituliert wurde, ist dünnhäutig auf diesem Ausflug in die neue Schullandschaft. Als der langjährige SPD-Landtagsabgeordnete Nobert Zeller, inzwischen Leiter der Stabstelle Gemeinschaftschule im Kultusministerium, das Wort ergreifen möchte, faucht Hauk: Mit einem Beamten rede er nicht. Der Rosenberger Bürgermeister greift ordnend ein, die Blicke der Anwesenden sind vielsagend. Die inzwischen auch in den eigenen Reihen alles andere als unumstrittene Ministerin reagiert blitzschnell: In ihrem Haus werde „nicht in Hierarchien, sondern in Kompetenz gedacht“.
Gabriele Warminski-Leitheußer ist in ihrem Element: Sie triff auf glückliche Schüler und Schülerinnen, die stolz über selbstgewählte Aufgaben und Lernfortschritte berichten, auf glückliche Lehrkräfte, auf Eltern mit Kindern auf der Gemeinschaftsschule und dem Gymnasium, die Ersterer eindeutig die Vorzug geben. In seinem Schlussstatement muss selbst Hauk einräumen, dass „die Begeisterung begeistert“. Zugleich hat er sich - gewieft und erfahren – unverzüglich eine Strategie gezimmert, die ihn Elemente der Gemeinschaftsschule zwar loben, die Einführung grundsätzlich aber weiterhin kritisieren lässt. Und er hebt immer wieder darauf ab, dass es individuelle Förderung auch schon unter Schwarz-Gelb gab. „Aber doch immer nur im System der einzelnen Schulform“, versucht Zeller sogar auf der Busfahrt zu überzeugen - und prallt ab wie früher, als er noch Bildungsausschussvorsitzender im Landtag war.
Dazu sieht Hauk in den beiden besuchten Schulen Einzelfälle, die auch deshalb in ihre Umgebung abstrahlen, weil es noch nicht mehr dieser Angebote in der Region gibt. Als ein erfahrener Pädagoge erfüllt vom „ Durchstart im 45. Dienstjahr“ erzählt und davon, wie entspannt der Unterricht in der Schule ist, dass zugleich aber Mehrarbeit nach Hause und ins Wochenende verlagert wird, nimmt Hauk die 100.000 Lehrkräfte im Land ins Visier. Die seien nun einmal vorhanden und sicherlich nicht alle zu diesem Engagement bereit.
Immerhin: Die Ministerin bedankt sich am Ende artig, dass Hauk die Einladung angenommen und Pröfrock mitgebracht hat. Denn Vorurteile könne „vor allem der überwinden, der mit eigenen Augen sieht, wie klasse die neue Art des Unterrichts funktioniert.“
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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