Bauverwaltungen kämpfen mit Personalmangel

22.10.2019 
Redaktion
 

Foto: dpa

STUTTGART/ESSLINGEN. Bauunternehmen können sich derzeit vor Aufträgen kaum retten. Doch die Wirtschaft ist nicht das einzige Nadelöhr - auch die Bauverwaltungen kommen kaum hinterher. Der Fachkräftemangel ist nur ein Grund.

Mut zur Lücke benötigen Radfahrer mitunter im Landkreis Esslingen. Entlang der Landstraße südöstlich von Aichwald ist der Radweg für eineinhalb Kilometer unterbrochen. Geld für den Lückenschluss hat das Land schon im Haushalt 2015/2016 bereitgestellt. Warum müssen Radler also immer noch mit der Straße oder unbefestigten Waldwegen vorlieb nehmen? Das fragte kürzlich auch die "Esslinger Zeitung". Es fehlt nicht das Geld - es fehlt der Plan.

 Mehr als zehn Stellen in der Bauverwaltung in Esslingen sind unbesetzt

"Wir haben einen riesen Mangel qualifizierter Verkehrsplaner", erklärt Roland Karpentier, Sprecher der Stadt Esslingen. Ironischerweise hatte die Stadt die Planung 2015 vom eigentlich zuständigen Regierungspräsidium Stuttgart übernommen, weil es dort ebenfalls an Personal mangelte. Mittlerweile hat die Stadt im Bereich Bauverwaltung mehr als zehn unbesetzte Stellen - kein Einzelfall.

"Wir im städtischen Bereich haben personelle Probleme. Im Prinzip sind es dieselben wie in der Bauwirtschaft", sagt Norbert Brugger vom Städtetag Baden-Württemberg. "Es fehlen Architekten. Es fehlen Ingenieure." Baubranche und Bauverwaltung, beide seien überlastet. Die Folge: Neubauten und Sanierungen verzögern sich - ob Wohnungen, Schulen, Kitas, Schwimmbäder, Straßen oder eben Radwege.

 Architekte und Ingenieure verdienen in der freien Wirtschaft meist mehr

Personalmangel gebe es "durchweg überall in der Verwaltung", sagt Brugger. Aber besonders im technischen Bereich sei es schwer, Fachkräfte zu finden. Ähnlich äußert sich Kristina Fabijancic-Müller vom Gemeindetag: "In Zeiten, wo gerade die Bauwirtschaft boomt, ist der Konkurrenzdruck noch größer als sonst." Architekten oder Ingenieure verdienten in der freien Wirtschaft in der Regel mehr.

Hinzu kommt eine bevorstehende Pensionierungswelle. "Da ist eine riesen Lücke zu erwarten in den nächsten Jahren", sagt Brugger. Um die Stellen trotz Fachkräftemangels zu besetzen, stellen die Kommunen auch Techniker mit Lehre statt mit Studium an.

Nicht nur die Belegschaft in den Amtsstuben wird älter. Gleiches gilt für die Infrastruktur in Baden-Württemberg. Die ersten Jahrzehnte des 67 Jahre alten Bundeslandes seien vom Aufbau geprägt gewesen, sagt Brugger. "Und jetzt geht es daran, das, was damals geschaffen worden ist, zu modernisieren." Allein im Schulbereich habe man vor drei Jahren den Investitionsbedarf auf mindestens vier Milliarden Euro geschätzt. Mehr als die Hälfte davon habe man bereits vergeben.

  


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