Land will Gesundheitsfachberufe mehr akademisieren

06.03.2013 
Redaktion
 

Stuttgart. Die Landesregierung will die Empfehlung des Wissenschaftsrates umsetzen, wonach 10 bis 20 Prozent einer Ausbildungsjahrganges in den Gesundheitsfachberufen akademisch qualifiziert werden sollten. Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) kündigte am Mittwoch im Landtag an, deswegen die Bachelor-Angebote zu verstetigen, die Master-Studiengänge auszubauen und die Programme mit Blick auf die Arbeitsmarktchancen zu evaluieren.

Einigkeit herrschte im Parlament fraktionsübergreifend in zweierlei Hinsicht: Im Gesundheitswesen sind wegen der demografischen Entwicklung mehr qualifizierte Mitarbeiter nötig und an den Hochschulen besteht Bedarf für weitere Studiengänge.          Die Akademiesierung der Gesundheitsfachberufe bezeichnete Bauer als Thema "von enormer Tragweite". Der "Wissenschaftsministerin des Jahres" stellen sich allerdings zwei Fragen: Welche Ausrichtung ist nötig? Und wer soll das bezahlen?

Und die Herausforderungen liegen auf der Hand. Der Bedarf an Fachkräften wächst, gerade in den Pflegeberufen. Deshalb will die Ministerin die Akademisierung ausweiten und damit für "komplexere Behandlungen" sorgen.         

"In der Praxis wird mehr Nebeneinander als Miteinander gearbeitet"

Aus Sicht von Bärbl Mielich (Grüne) ist Baden-Württemberg noch gut aufgestellt. Doch die immer älter werdenden Menschen würden auch häufiger krank und die Pflege der Alten werde zunehmend wichtig. Das aktuelle Problem hat für die Grüne eine Ursache: "In der Praxis wird mehr Nebeneinander als Miteinander gearbeitet." So arbeiteten Hebammen und Frauenärzte zwar in der Geburtshilfe, aber oft nicht miteinander. "Wir brauchen eine enge Verknüpfung von Theorie und Praxis durch multidisziplinäre Teams", forderte Mielich. Sie sieht großen Bedarf an entsprechenden Studienplätzen.         

Monika Stolz (CDU), die ehemalige Sozialministerin, kritisierte den Antrag der Grünen. Die wesentlichen Punkte bei diesem Thema habe der Landtag schon vor einem Jahr festgestellt. Deshalb gebe es heute keine wesentlich neuen Fakten, monierte Stolz. Sie forderte vielfältige Kooperationen von Universitäten und Fachschulen. Sie forderte von der Landesregierung, Mittel für die akademischen Studiengänge bereit zu stellen und den Bedarf an Ausbildungsgängen zu ermitteln. Es dürften auf dem Arbeitsmarkt keine falschen Erwartungen geschürt werden. Neben dem Wissenschaftsministerium sei auch das Sozialministerium bei diesem Thema gefordert.        

Laut SPD muss vor allem Pflegepersonal erhöht werden

Für Florian Wahl (SPD) ist gut ausgebildetes Fachpersonal in den kommenden Jahren dringend notwendig. Gerade das Pflegepersonal müsse erhöht und gefördert werden. Er sieht ein Problem in der Eingruppierung und Bezahlung der medizinischen Kräfte. Außerdem müsste die Studiensituation verbessert werden; so habe es auf 20 Studienplätze an der FH Esslingen 113 Bewerbungen gegeben.         

Auch Jochen Haußmann (FDP) wies auf den steigenden Bedarf im Gesundheitssektor hin, der die meisten sozialversicherungspflichtigen Menschen beschäftigt. Die Zahl der Pflegebedürftigen steige bis 2030 von 226 000 auf 348 000. Dafür seien 117 000 Pflegekräfte notwendig. Die Liberalen bewerten die Pläne der Akademisierung im medizinischen Bereich zwar positiv; Haußmann sagte, die bisherige Ausbildung müsse aber trotzdem attraktiv bleiben.  


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