3504 Prostituierte melden sich in Baden-Württemberg an

21.12.2018 
Von: Marie-Louise Antony
 
Redaktion
 
Foto: picture alliance/ imageBROKER

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Stuttgart. Die Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetzes zeigt in einigen Bereichen schon Erfolge. So die Antwort von Manfred Lucha (Grüne) auf einen Landtagsantrag von Christine Neumann-Martin (CDU). Sie hatte wissen wollen, wie es um die Umsetzung des am 1. Juli 2017 in Kraft getretenen Gesetzes steht.

Das Schutzgesetz sieht unter anderem vor, dass Prostituierte ihre Tätigkeit anmelden müssen. Bei einem Beratungsgespräch soll festgestellt werden, ob sie der Prostitution freiwillig nachgehen. So soll gegen Zuhälterei und Menschenhandel vorgegangen werden. Außerdem muss regelmäßig eine Gesundheitsberatung durchgeführt werden.

Die meisten melden sich in Karlsruhe an

In Baden-Württemberg haben sich Lucha zufolge insgesamt 3504 Prostituierte angemeldet. Das geht aus den Antworten auf eine Umfrage des Ministeriums an die zuständigen Behörden der 27 Land- und Stadtkreise hervor, in denen Prostitution erlaubt ist. Die Zahl der in Baden-Württemberg arbeitenden Prostituierten wird auf etwa 26 000 geschätzt. Die meisten Anmeldungen verzeichnet der Stadtkreis Karlsruhe: Hier ließen sich 431 Prostituierte registrieren. 268 der im Land registrierten Prostituierten sind zwischen 18 und 21 Jahre alt, die größte Altersgruppe sind aber die 26- bis 30-Jährigen mit 861 Personen.

Vor eine besondere Herausforderung stellt die Behörden die Beratung von Prostituierten, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen: Von den 27 zuständigen Behörden setzen 24 Dolmetscher ein – teilweise auch per Video oder Telefon. Eine Behörde teilte zusätzlich mit, dass es sich dabei nicht um qualifizierte Dolmetscher handelt. Die drei Behörden, die keine Dolmetscher in Anspruch nehmen, setzen andere Sprachkundige oder Internetdienste ein. Bei den Gesundheitsämtern, die für die Gesundheitsberatung zuständig sind, ist die Lage Lucha zufolge beinahe identisch.

Stadt- und Landkreise fordern mehr Beratungsstellen

Laut Sozialminister gibt es zwölf Fachberatungsstellen zum Thema Prostitution in Baden-Württemberg, von denen aber nur die Hälfte eine Förderung des Landes erhält. Einige klären auch über die Möglichkeiten auf, aus der Prostitution auszusteigen. Sechs der 27 Stadt- und Landkreise fordern, dass Fachberatungsstellen für Prostituierte eingerichtet werden – sie haben momentan keinerlei Beratungsangebote. In weiteren fünf können Prostituierte zwar schon beraten werden, die Behörden melden darüber hinaus aber noch weiteren Bedarf und sprechen sich dafür aus, die vorhandenen Angebote weiter auszubauen.

Im Koalitionsvertrag ist vorgesehen, einen Runden Tisch zum Thema „Prostitution“ einzurichten. Laut Neumann-Martin sollte dieser bald einberufen werden – dann könnten sich Verwaltung und Politik besser austauschen und beraten lassen. Lucha zufolge wird das Ministerium die Pläne für den Runden Tisch erst nach Vorliegen weiterer Ergebnisse erstellen und mit einem Zeitplan versehen. Als Grund für dieses Vorgehen gibt er an, dass weitere Erfahrung bei der Umsetzung des Gesetzes und eine erste valide Bundesstatistik nötig seien.


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