Stuttgart. Der frühere Oberbürgermeister von Stuttgart, Manfred Rommel (CDU), ist am Donnerstag im Alter von 84 Jahren gestorben. Der CDU-Politiker war 1974 ins Amt gewählt worden und bis 1996 Oberbürgermeister in Stuttgart. Während dieser Zeit war er auch mehrmals Präsident des Deutschen Städtetags. Rommel litt seit Mitte der 1990er Jahre an der als Schüttellähmung bekannten Parkinson-Krankheit. Über die Parteigrenzen wurde er als herausragende Persönlichkeit gewürdigt.
Manfred Rommel prägte die liberale Grundhaltung in Stuttgart mit. Ihm wird vor allem eine moderne Ausländerpolitik zugeschrieben. Vor seiner Zeit als Stadtoberhaupt hatte Rommel verschiedene leitende Positionen in der Landesregierung inne. Der CDU-Politiker war auch wegen seines trockenen, schwäbischen Humors bekannt. Mit seinen Schriften, Zeitungskolumnen und 18 Büchern erreichte er ein Millionenpublikum.
Vor mehr als 35 Jahren sorgte Oberbürgermeister Rommel bundesweit für Aufsehen: Damals setze er nach dem Selbstmord der RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan Carl Raspe 1977 im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim deren Beerdigung auf dem Dornhaldenfriedhof in der Landeshauptstadt durch. Dagegen hatte es massive politische Widerstände gegeben. Rommels blieb stur und erklärte: „Am Grabe muss alle Feindschaft ein Ende haben.“
Politisch mischte der gesundheitlich schwer angeschlagene Rommel zuletzt bei der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl im Herbst 2012 mit, indem er für den parteilosen Kandidaten Sebastian Turner warb. Der von der CDU unterstützte Turner unterlag dann aber gegen den Grünen-Politiker Fritz Kuhn, der seit Anfang 2013 die Stadt führt.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würdigte Rommel als „Leuchtturm schwäbischer Toleranz und Weltoffenheit“. Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) sagte: „Als visionärer, toleranter, couragierter und bürgernaher Oberbürgermeister hat er sich über alle Parteigrenzen hinweg Respekt und Anerkennung erworben.“ Der Landtag erinnerte am Nachmittag mit einer Trauerminute an Rommel.
Stuttgarts amtierender Oberbürgermeister Fritz Kuhn sprach von einem schweren Verlust für die Landeshauptstadt und erklärte: „Sein konsequentes Eintreten für Liberalität und Weltoffenheit ist noch heute für alle Bürgerinnen und Bürger ein Begriff.“ Wenn heute von der „Stuttgarter Toleranz“ in der Einwanderungspolitik gesprochen werde, gehe das alles auf Manfred Rommel zurück. An Rathaus und Bezirksrathäusern gibt es Trauerbeflaggung. Außerdem können sich Bürger in Kondolenzbücher eintragen.
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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