Landtag will Nachwuchs im Handwerk sichern

19.12.2012 
Redaktion
 

Stuttgart. Das Handwerk meldet alarmierende Nachwuchssorgen: 2011 hatten weit mehr Betriebe Probleme, offene Lehrstellen zu besetzen, als noch im Jahr zuvor. Die Regierung legte nun am Mittwoch auf Antrag der CDU-Fraktion die Situation dem Landtag dar.

Nach Ansicht von Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) – der sich im Vorfeld schriftlich äußerte – ist ein Trend weg von der Berufsausbildung hin zur Höherqualifizierung und zum Studium erkennbar. „Die Nachwuchsrekrutierung wird sich für die Betriebe erheblich erschweren“, so  Schmid. Im Jahr 2011 hätten 17,5 Prozent der befragten Handwerksbetriebe keine Lehrlinge gefunden. Im Lebensmittelhandwerk, etwa bei Bäckereien und Metzgereien, seien es sogar über 40 Prozent gewesen.

Die Opposition kritisierte am Mittwoch in diesem Zusammenhang die grün-rote Bildungspolitik: „Man hat das Gefühl, jeder Schüler wird zum Abitur geprügelt“, so die Landtagsabgeordnete Katrin Schütz (CDU). Auch Leopold Grimm (FDP) warf der grün-roten Landesregierung vor, mit ihrer Bildungspolitik für den Fachkräftemangel der Zukunft zu sorgen. „Es ist ein Irrweg, zu glauben, alle Menschen sind gleich bildungsfähig“, sagte er. Die Bildungspolitik werte die mittleren Abschlüsse ab, was auch die duale Ausbildung im Handwerk unattraktiver mache.

Ingo Rust (SPD), Staatssekretär für Finanzen und Wirtschaft, akzeptierte die Schuldzuweisung in Richtung grün-rote Bildungspolitik nicht. Der Trend zur Weiterbildung bestehe seit Jahren und sei nicht erst Resultat der aktuellen Bildungspolitik. Man müsse vielmehr die Attraktivität der dualen Ausbildung steigern, um den Nachwuchssorgen des Handwerks zu begegnen. Die frühzeitige Berufsorientierung habe für ihn hohe Priorität. Auch der relativ hohen Abbrecherquote müsse man stärker entgegenwirken, etwa durch Ausbildungsbegleiter, wie sie bereits im Einsatz seien und vom Land finanziell gefördert werden.

Siegfried Lehmann (Grüne) plädierte dafür, sich auch für eine andere Klientel zu öffnen: 15 Prozent der 25- bis 35-Jährigen hätten keinen Berufsabschluss – für sie wären Teilzeitausbildungsmöglichkeiten im Handwerk interessant. Auch Lehmann sieht den Trend zur Höherqualifizierung nicht als Grund für die Nachwuchssorgen: „Wir können jungen Leuten nicht vorwerfen, dass sie einen höheren Schulabschluss wollen“, so der Landtagsabgeordnete.

Für Peter Hofelich (SPD) muss die Politik vor allem an der Wertigkeit der dualen Ausbildung arbeiten. „Wenn wir finden, dass die duale Ausbildung gleichwertig mit der akademischen ist, dann müssen wir das auch so kommunizieren“, sagte er. Das könne etwa über verstärkte Werbung an Gymnasien erreicht werden.

Eine Kommission soll weitere Maßnahmen erarbeiten.


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