Bernhausen. „Ich lebe von Hartz IV und mir bleiben nach Abzug von Miete, Strom und Telefon für Lebensmittel etwa 120 Euro im Monat“, sagt eine 60-jährige Kundin. Durch den Einkauf im Tafelladen komme sie hin, ein Einkauf im normalen Lebensmittelgeschäft sei nicht machbar, da sei dann der 20. Tag im Monat oft der letzte. Den Umgang im Tafelladen zwischen Kunden und auch Mitarbeitern schätzt sie. „Wenn jemand die letzten Orangen genommen hat, ein anderer aber welche möchte, wird geteilt oder auch getauscht“, berichtet sie. Froh sei sie, wenn das Auto der Tochter den beschwerlichen Nachhauseweg erleichtert.
„Ich hatte anfangs Schwierigkeiten, mich zu überwinden und in den Tafelladen zu gehen“, berichtet Annette Luft. Die 36-Jährige ist seit fast zwei Jahren Kundin des Tafelladens in Filderstadt-Bernhausen. „Ich hatte Furcht, dumm angesprochen zu werden“, beschreibt sie die Hemmschwelle. Das Gegenteil sei der Fall gewesen: „Hier werde ich als Mensch angenommen.“ Heute ist sie froh, den Schritt getan zu haben. „Es macht sich sehr in meiner Haushaltskasse bemerkbar, dass ich hier günstiger einkaufen kann.“
Ellen Schneider arbeitet als 1,5 Euro-Jobberin im Bernhausener Tafelladen. „Je länger man arbeitslos ist, desto mehr vergräbt man sich und wird immer mehr isoliert“, beschreibt sie ihre Erfahrungen. Die 45-Jährige sei psychisch völlig am Ende gewesen. Als Diabetikerin sei Geld für Medikamente draufgegangen. „Ich hatte keinen Lebensmut mehr“, sagt sie. Dank der Gespräche und Beratungsangebote hätte sie ihre Situation wieder im Griff und auch den Umgang mit Menschen habe sie wieder gelernt. Wenn im Februar die Arbeitsmaßnahme auslaufe, wolle sie ehrenamtlich bei der Tafel weiter helfen.
„Nach dem 20. wird es schwierig von Hartz IV zu leben“, erklärt Stipo Augustinov, der seit Anfang Dezember als Ehrenamtlicher im Bernhauser Tafelladen arbeitet. Die Möglichkeit, als 1,5 Euro-Jobber zu arbeiten, habe dem 33-Jährigen viel geholfen. Die geregelten Arbeitszeiten und der Bonus am Monatsende seien für ihn Anreiz gewesen. „150 Euro sind viel Geld“, meint er und betont, dass er die Tafel schätze. „Hier gibt es jeden Tag frische Brötchen.“
Studierende der Hochschulen für öffentliche Verwaltung Kehl und Ludwigsburg berichten über ihr Praktikum im Rahmen des Praxisjahrs im Vertiefungsschwerpunkt Kommunalpolitik/ Führung im öffentlichen Sektor beim Staatsanzeiger.
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