Hilfe vom Integrationscoach

23.11.2011 
Redaktion
 
Foto: Haußmann

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Stuttgart. Emel Okur ist 19 Jahre alt. Die junge Frau mit den türkischen Wurzeln machte 2008 ihren Hauptschulabschluss. Danach entschied sie sich ein Berufseinstiegsjahr  (BEJ) bei der Deutschen Angestellten-Akademie(DAA) in Stuttgart zu durchlaufen. Hier lernte sie Ufuk Öztop kennen. Seit Anfang 2009 ist der Mann, dessen Familie aus der Kaukasus-Republik Abchasien stammt, bei der DAA als Integrationscoach tätig. Seine Stelle wurde im Rahmen des Modellprojekts „Ginco“ geschaffen. Es soll Jugendlichen den Einstieg in Ausbildung und Beruf erleichtern.

Ufuk Öztop stellte das Modellprojekt und seine Zielsetzung allen vor, die beim DAA das BEJ durchliefen. Emel Okur war begeistert von dem was sie hörte. „Ich bin nicht so gut in Deutsch und wusste auch nicht wie man Bewerbungen schreibt“, erinnert sich die 19-Jährige. „In der Hauptschule hatte man uns zwar erklärt wie sich Lebenslauf und Anschreiben aufbauen, aber ich merkte schnell, dass es mir schwer fiel, die richtigen Formulierungen zu finden.“ Wieder und wieder hatte sich Emil Okur beworben. Doch sie erhielt meistens Absagen. „Irgendwann war ich auch nicht mehr richtig motiviert“, erzählt sie. „Ich hatte vor dem BEJ auch versucht auf eine weiterführende Schule zu gehen.“ Doch ihr Notendurchschnitt sei zu schlecht gewesen. „Darum habe ich mich dann entschieden im BEJ meine Noten zu verbessern“, so die 19-Jährige. „Denn Absagen habe ich von Ausbildungsbetrieben auch wegen meinem Zeugnisdurchschnitt von 3,0 bekommen.“

Als Ufuk Öztop dann das Modellprojekt „Ginco“ vorstellte, wusste Emil Okur sofort, dass der Integrationscoach ihr helfen kann. „Ich brauchte jemanden, der mir beim Schreiben der Unterlagen half und der mir auch den formalen Aufbau einer Bewerbung nochmals erklärte“, sagt Okur. Also bewarb sie sich erfolgreich für die Teilnahme am Modellprojekt. Ufuk Öztop sprach mit Emel Okur über ihre Berufswünsche. Er erstellte mit ihr einen Lebenslauf, formulierte mit ihr Anschreiben und half ihr bei der Stellensuche. „In Rollenspielen haben wir auch Bewerbungsgespräche simuliert“, so der Integrationscoach. „Ich spreche mit den Jugendlichen aber auch darüber, welche Kleidung angebracht ist, welche Rolle die Körpersprache im Vorstellungsgespräch spielt oder welche Etikette eingehalten werden sollte.“

Darüber hinaus hilft Ufuk Öztop den Jugendlichen, im Alter von 15 bis 21 Jahren, bei der Orientierung im breiten Feld der Ausbildungsberufe. Das bestätigt auch Peter Klausen. Der Teamleiter Berufsberatung/Arbeitsvermittlung U25  der Agentur für Arbeit in Stuttgart erklärt, dass der Integrationscoach helfe realistische Berufsperspektiven zu entwickeln. „Ausbildungsberufe wie zum Beispiel den des Mechatronikers wollen viele ergreifen, außerdem ist dafür ein Realschulabschluss nötig“, so Klausen. Der Integrationscoach helfe den Jugendlichen mit Hauptschulabschluss, eine andere Ausbildungsperspektive entsprechend ihres Profils zu entwickeln.

 Carina Twardon erklärt: „Der Integrationscoach hilft die Ausbildungsfähigkeit durch gezielte Förderung von Schlüsselkompetenzen zu verbessern.“ Die stellvertretende Bereichsleiterin der DAA in Stuttgart berichtet, dass dies durch das Erstellen eines Stärken-Schwächen-Profils möglich sei. „Damit erhalten die Jugendlichen laut Peter Klausen eine individuelle Förderung entsprechend ihrer Bedürfnisse und Problemlagen. „Das kann die Agentur für Arbeit in diesem Umfang nicht leisten“, so der Teamleiter. Daher leiste das Modellprojekt „Ginco“ hier einen wichtigen Beitrag, um Jugendliche entsprechend aufzufangen und zu beraten. Darüber hinaus begleitet der Integrationscoach laut Peter Klausen die Bewerber zum Vorstellungsgespräch und helfe auch bei  Konflikten weiter.

Ufuk Öztop nennt ein Beispiel. „Der Vater eines türkischen Jugendlichen wollte nicht, dass sein Sohn eine Ausbildung macht“, erinnert sich Öztop. „Er wollte, dass der junge Mann einfach in seiner Firma arbeitet.“ In vier Gesprächen hat der Stuttgarter Integrationscoach den Vater überzeugen können, dass es für die berufliche Zukunft seines Sohnes besser sei eine Ausbildung zu machen. „Dass ich türkisch spreche hat sicherlich dabei geholfen einen besseren Zugang zu bekommen“, so Ufuk Öztop. „In der Türkei geht man einfach zu einem Meister, arbeitet dort und ist nach ein paar Jahrzehnten dann selbst Meister.“ Teilweise müssten die Eltern von Öztop erst aufgeklärt werden, dass es in Deutschland ein duales Ausbildungssystem gibt.

Carina Twardon betont, dass sich „Ginco“ nicht nur an junge Menschen mit Migrationshintergrund richte. Auch deutsche Jugendliche, die Unterstützung beim Übergang von Schule und Beruf benötigen, finden sich in dem Projekt, wie die stellvertretende Bereichsleiterin der DAA-Stuttgart erklärt. Etwa 90 Prozent der Teilnehmer bei der DAA weisen einen Migrationshintergrund auf. Wobei türkische beziehungsweise türkischstämmige Jugendliche hier mehrheitlich vertreten sind, wie Twardon ausführt.

Emel Okur hat „Ginco“ weitergeholfen. Die 19-Jährige hat zwischenzeitlich die Ausbildung zur Altenpflegehelferin durchlaufen und strebt mittlerweile die Ausbildung zur Altenpflegerin an. „In den Gesundheits- und Pflegeberufen habe ich viele Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten“, sagt Okur. „Ufuk Öztop hat mir 2009 ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung organisiert. Das Berufsfeld hat mich begeistert.“ Vom Integrationscoach wurde Emel Okur während der Ausbildung noch ein halbes Jahr begleitet, um eventuelle Anlaufschwierigkeiten auszuschließen.


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