Angst vor Arbeitslosigkeit unter Kurzarbeitern wächst

15.06.2020 
Redaktion
 
Foto:dpa/imageBROKER

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STUTTGART. Seit März 2020 haben über 115.000 Betriebe in Baden-Württemberg Kurzarbeit angezeigt. Die Zahl der Beschäftigten, die davon betroffen sind, beläuft sich nach Auskunft der Arbeitsagentur für Arbeit allein im Südwesten auf über 1,9 Millionen Menschen.

Unter den betroffenen Kurzarbeitern hält etwa ein Drittel den eigenen Arbeitsplatz für akut gefährdet. Das zeigt eine Studie der Universität Mannheim und das ZEW Mannheim. „Das Instrument der Kurzarbeit wird von den Betroffenen längst nicht mehr als zuverlässiger Schutz gegen Arbeitslosigkeit betrachtet“, sagt Friedrich Heinemann, Koautor der Studie und Bereichsleiter am ZEW Mannheim.

Noch pessimistischer sind Menschen, die jetzt bereits ohne Lohn freigestellt wurden. Von ihnen glaubt nur noch gut jeder vierte, dass der eigene Arbeitsplatz die Krise überleben wird. „Besonders Beschäftigte, die schon vor der Corona-Pandemie in prekären Arbeitsverhältnissen waren, spüren die negativen Konsequenzen der Krise. Sie hatten bereits in den ersten Wochen des Lockdowns ein wesentlich höheres Risiko arbeitslos zu werden und schätzen nun ihr zukünftiges Arbeitslosigkeitsrisiko vergleichsweise hoch ein“, sagt Katja Möhring, Ko-Projektleiterin und Professorin für Soziologie an der Universität Mannheim.

Betroffene Branchen zweifeln an umfangreichen Krisenpaketen

Auch in den besonders von der akuten Krisenphase betroffenen Branchen machen sich wachsende Sorgen um den Arbeitsplatzverlust breit. Dies gilt besonders für das Gastgewerbe, den Kunst- und Unterhaltungssektor und den Handel. Im Bereich Kunst und Unterhaltung hält ein gutes Drittel der Befragten den Verlust des eigenen Arbeitsplatzes für realistisch.

Für Ende Mai meldet die Arbeitsagentur rund 270.000 Arbeitslose in Baden-Württemberg. Über 41 Prozent mehr als vor einem Jahr. „Die Anti-Krisenmaßnahmen der Regierung genießen zwar insgesamt Vertrauen. In den besonders betroffenen Branchen und Personengruppen zweifeln aber inzwischen viele, dass die umfangreichen Krisenpakete gravierende Job-Verluste tatsächlich werden verhindern können“, resümiert Heinemann.

Höhe des Kurzarbeitergelds steigt

Die Arbeitgeber Baden-Württemberg drängen derweil auf eine Verlängerung der Bezugsdauer für das Kurzarbeitergeld auf bis zu 24 Monate. Derzeit ist sie auf zwölf Monate begrenzt.

Auch die Höhe des Kurzarbeitergelds wird angepasst: Bislang erhalten Beschäftigte 60 Prozent des während der Kurzarbeit ausgefallenen Nettolohnes. Personen mit mindestens einem Kind bekommen 67 Prozent. Das K Kurzarbeitergeld soll nun stufenweise erhöht werden, befristet bis zum Jahresende.

Die Erhöhung erfolgt in zwei Schritten, zum vierten und siebten Bezugsmonat. Das heißt, das Kurzarbeitergeld erhöht sich ab dem vierten Bezugsmonat auf 70 Prozent (beziehungsweise auf 77 Prozent für Personen mit mindestens einem Kind) und ab dem siebten Monat auf 80 Prozent (beziehungsweise 87 Prozent für Personen mit mindestens einem Kind).


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