Baden-Württemberg testet nur anlassbezogen auf Corona

30.06.2020 
Redaktion
 
Foto: dpa/ chromorange

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STUTTGART. Anders als Bayern bietet Baden-Württemberg keine flächendeckenden, kostenlosen Corona-Tests für die Bürger an. Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Sozialminister Manfred Lucha (beide Grüne) begründeten dies am Dienstag mit den Kosten und auch damit, dass Tests für jedermann bei der derzeitigen Infektionslage nicht angebracht seien.

Lucha erklärte, Baden-Württemberg halte am Grundprinzip fest, anlassbezogen zu testen. "Alles andere ist Fischen im Trüben mit einer Halbwertszeit von zwei Tagen. Dann ist die Aussage eines Tests schon wieder nichts wert", sagte Lucha.

Keine Einigung bei testung von Lehrern und Erziehern

Nach der am Dienstag vom grün-schwarzen Kabinett beschlossenen neuen Strategie sind Tests unter anderem vorgesehen, wenn jemand Symptome einer möglichen Infektion mit dem Coronavirus zeigt. Zudem werden nach bestätigten Infektionen Kontaktpersonen getestet - auch solche, die über die Corona Warn-App identifiziert worden seien.

Tests sind auch bei der Aufnahme in stationären Pflegeeinrichtungen vorgesehen, bei Krankenhauseinweisungen und bei Patienten während eines Krankenhausaufenthalts. Medizinisches und pflegerisches Personal soll nach einem bestimmten System stichprobenhaft getestet werden. Wenn in einer Region die Zahl der Infektionen deutlich steigt, will die Landesregierung nach eigenen Angaben auch die Testungen ausweiten.

Über das Vorgehen bei der Testung von Erziehern und Lehrern konnte sich die grün-schwarze Landesregierung bislang nicht einigen. Hier soll es an diesem Donnerstag weitere Gespräche geben.

Kretschmann kann Forderungen nach regelmäßigen Tests nicht nachvollziehen

Minister Lucha sah auch für diese Gruppen Tests nach einem Stichproben-System vor. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) fordert regelmäßige Testangebote für alle pädagogischen und nicht-pädagogischen Beschäftigten in Schulen und Kitas. Der SPD-Politiker Rainer Hinderer meinte, die fehlende Einigung sage viel über den Zustand der grün-schwarzen Koalition aus. "Genau dort, wo es auf Tests besonders ankommt, bleibt Grün-Schwarz noch eine Einigung schuldig."

Kitas und Grundschulen in Baden-Württemberg sollen seit dem Montag einen Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen anbieten. Dort gibt es auch kein Abstandsgebot mehr. Corona-Fälle an Schulen im Landkreis Göppingen und an einem Brettener Gymnasium sorgten aber nach Angaben des Lehrerverbandes VBE für Verunsicherung unter den Pädagogen. Kretschmann deutete am Dienstag an, dass er die Forderungen nach regelmäßigen Tests für sie nicht richtig nachvollziehen könne: Wenn Lehrer Angst vor einer Ansteckung bei ihren Schülern hätten, dann müssten doch eher die Kinder getestet werden - nicht die Lehrer.

Der Landeschef der Gewerkschaft Verdi, Martin Gross, kritisierte, das Land lasse das Personal von Kitas und Schulen mit ihren Ängsten vor Ansteckungen mit dem Coronavirus allein. Nach Luchas Angaben wurden im Juni insgesamt 26 Infektionen mit dem Coronavirus an 20 Schulen in Baden-Württemberg gemeldet. Die Kosten für die jetzt beschlossene Teststrategie beziffert das Land auf 60 Millionen Euro. Die Labore im Südwesten könnten mehr als 120 000 Tests in der Woche verarbeiten. Im bundesweiten Vergleich liege das Bundesland damit auf Platz drei.


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