Gewerkschaft und Opposition sehen Probleme für geregelten Unterricht

07.09.2020 
Redaktion
 
Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

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Stuttgart. Zu wenige Lehrkräfte, mangelhafte Technik, unrealistische Hygieneregeln. In einer Woche beginnt wieder die Schule, die Sommerferien enden in wenigen Tagen. Doch die Bildungsgewerkschaft GEW sieht die Schulen im Südwesten unzureichend gerüstet für den Unterricht unter Corona-Bedingungen.

Eines der größten Probleme: Wegen des Lehrermangels und der Corona-Risikogruppen fehlten derzeit so viele Lehrkräfte wie noch nie in den Klassenzimmern, sagte die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz am Montag in Stuttgart. Voraussichtlich könnten sechs Prozent der Lehrkräfte mit Attest und weitere drei Prozent Schwangere nicht im Präsenzunterricht sein.

Nachholbedarf bei Digitalisierung und Hygiene in den Schulen

Das ist aus Sicht der GEW noch nicht alles. Denn laut einer Umfrage unter Lehrkräften aller Schularten gibt es hohen Nachholbedarf bei der Digitalisierung, so sagte Moritz. 67 Prozent der Befragten bewerten demnach die technischen Voraussetzungen an den Schulen als mittelmäßig bis sehr schlecht.

Außerdem steht es um die Hygiene offenbar nicht zum Besten. Eine weitere Befragung unter Schulleitungen aller Schularten ergab, dass trotz deutlich verschärfter Hygieneregeln nur an wenigen Schulen die Putzkolonnen aufgestockt wurden. 80 Prozent der Leiter berichtete, es sei kein zusätzliches Reinigungspersonal von den Kommunen als Schulträger bereitgestellt worden. An knapp 20 Prozent der befragten Schulen gibt es laut Umfrage zusätzliches Personal, um die Hygiene-Auflagen durch die Corona-Verordnungen umzusetzen.

Einige dieser Auflagen hätten noch dazu wenig mit der Realität zu tun. Schüler müssten etwa Masken im Schulbus und auf dem Pausenhof tragen, nicht aber im Unterricht. „Wie vermitteln wir Schülern da eine klare Linie“?, fragte Moritz. Ein weiteres Beispiel: das Thema Lüften. Mehrmals täglich sei «eine Querlüftung bzw. Stoßlüftung bei vollständig geöffneten Fenstern“ vorzunehmen, zitierte Moritz aus den Hygienehinweisen für die Schulen. „Kein Klassenzimmer hat auf beiden Seiten Fenster“, sagte Moritz. Die Lehrer müssten sich stets mit ihren Nachbarn absprechen - das sei völlig unrealistisch.

SPD will 1000 zusätzliche Lehrkräfte, FDP "neue Wege der Personalgewinnung"

Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Stoch, teilte die Kritik der GEW-Chefin an der Schuljahresplanung von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). „Mit den vorhandenen Ressourcen wird es schwierig, die teils widersprüchlichen Vorgaben umzusetzen“, teilte Stoch mit. Es fehle an Lehrkräften im Präsenzunterricht und vermutlich gebe es auch nicht genug Neueinsteiger für das kommende Schuljahr. Stoch forderte daher 1000 zusätzliche Lehrkräfte vom Land.

Timm Kern, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, verlangte zum einen, „bei der Digitalisierung endlich mehr Tempo zu machen“. Zudem plädierte er „für neue Wege der Personalgewinnung für die Schulen“. Eine große Hilfe wäre es für diese, „wenn sie beispielsweise Lehramtsstudenten als Assistenzlehrkräften einsetzen könnten."

Was die Hygiene-Vorschriften betreffe, etwa bei der Gebäudereinigung, stünden zwar die Schulträger, also vor allem die Kommunen, aber auch freie Träger in der Pflicht. Doch, so Kern, abschließend, „darf die Kultusministerin Kommunen und freie Träger in dieser Situation nicht alleine lassen“.


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