Landratsamt startet bundesweit einmaliges Präventionsprogramm

31.01.2011 
Redaktion
 
Doping
Foto: © ddp

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Ludwigsburg. Pillen, Pülverchen und Spritzen, die dazu beitragen, im Fitnessstudio innerhalb weniger Monate Muskelberge aufzubauen, haben auch im Freizeitsport inzwischen ihren festen Platz. Und der Konsum nimmt zu, stellen Gesundheitsexperten fest. Um Jugendliche vor den Gefahren des Dopings zu warnen, hat das Landratsamt Ludwigsburg jetzt ein neues Präventionsprogramm aufgelegt: Mister Perfect.

Die Aufklärung kommt gewissermaßen aus dem Koffer. Der enthält alle Unterlagen, wie Informations- und Anschauungsmaterial sowie das Konzept des Projektes. Lehrer, Schulsozialarbeiter und andere Multiplikatoren können den Koffer ab Mitte Februar im Landratsamt ausleihen und so ohne große eigene Vorarbeit mit ihren Schülern das Thema Doping angehen. Das sei ihrer Kenntnis nach bundesweit einzigartig, sagt Peggy Stier, die im Landratsamt in der Gesundheitsförderung tätig ist.

Das Projekt wendet sich speziell an Jungen ab 14 Jahren. Denn das sei Alter, in dem die Jugendlichen nach neueren Untersuchungen begännen ins Fitnessstudio zu gehen, so Stier. Sie hat das Projekt zusammen mit der kommunalen Suchtbeauftragten, Brigitte Bartenstein, entwickelt. Einen Vormittag lang wurde „Mister Perfect“ jetzt in der Ludwisgburger Oscar-Walcker-Berufsschule getestet.

„Ich habe viele Freunde, die Anabolika nehmen“

22 Prozent der männlichen Fitnessstudio-Besucher schlucken einer bundesweit durchgeführten Studie zufolge Dopingmittel, vor allem Anabolika. Dass dies auch in Baden-Württemberg ein Problem ist, zeigen die Erfahrungen der Ludwigsburger Schüler. Eigenen Dopingmittelkonsum räumt zwar öffentlich niemand ein, doch erzählt beispielsweise der 17-jährige Zekeriya: „Ich habe viele Freunde, die Anabolika nehmen.“ Er geht seit einem Jahr ins Studio zum Training.

Auch die Leiterin der Gesundheitsförderung im Landratsamt, Uschi Traub, hat bei der amtlichen Untersuchung von Zivildienstleistenden erfahren, dass immer mehr junge Männer Anabolika nehmen. Dies werde in Gesprächen und in Fragen der jungen Männer deutlich.

„Mister Perfect“ will nicht allein direkte Aufklärung über Dopingmittel sowie deren Wirkungen und Nebenwirkungen leisten, sondern auch das Schönheitsideal kritisch beleuchten, dass mit dem Training in der Mucki-Bude angestrebt wird. Für Mädchen gebe es eine ganze Reihe von Präventionsprogrammen zum Körperbewusstsein oder Essstörungen, sagt Stier. Doch für Jungen gebe es so gut wie nichts. Und die seien dem Körperkult inzwischen ähnlich ausgeliefert, wie die Mädchen.

Wichtigstes Ziel von „Mister Perfect“ ist es, den jungen Männern einen „gesundheitserhaltenden beziwhungsweise -fördernden Umgang mit dem eigenen Körper zu vermitteln, postulieren die Initiatorinnen. In fünf  aufeinander aufbauenden Unterrichtsmodulen, die zusammen vier Stunden dauern, setzen sich die Jugendlichen mit früheren und heutigen Schönheitsidealen sowie dem Einfluss der Medienwelt auseinander und erfahren, welche Dopingmittel es gibt und wie sie wirken. Sie sollen sich aber auch in Betroffene hineinversetzen, um die Ursachen für Doping und Lösungsansätze zu diskutieren.  Und abschließend wird die Ernährung der Teilnehmer auf den Prüfstand gestellt, wird erörtert, ob Nahrungsergänzungsmittel überhaupt notwendig und sinnvoll sind.

Aufklärung beginnt mit Eiweiß-Shakes

Deshalb setzen die Gesundheitberatinnen  in ihrem Aufklärungskonzept nicht erst bei Dopingmitteln im eigentlichen Sinn an, sondern schon früher, beispielsweise beim Konsum von Eiweiß-Shakes. Die seien zwar nicht schädlich, aber überflüssig, weil jeder Mensch ohnehin schon zu viel Eiweiß aufnehme, erläutert Stier. Außerdem seien sie laut einer Untersuchung des Robert-Koch-Institutes so etwas wie eine Einstiegsdroge für wirkliches Doping.

Und wie schädlich die legal erhältlichen Pülverchen, Drinks und Kapseln für den eigenen Geldbeutel sind, dürfen die Schüler selbst ausrechnen. Wer die angegebene Dosierung einhält, muss bis zu 130 Euro im Monat dafür ausgeben — auch für manchen Jugendlichen ist das ein überraschende Ergebnis.                                                                             


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