Schick: Qualität ist die wesentliche Stellschraube

25.02.2011 
Redaktion
 
Kultusministerin hat eine Gesamtstrategie zur frühkindlichen
Foto: MEV

Stuttgart. Im Jahr 2020 wird alles gut. Zumindest könnte man dies annehmen angesichts der Häufigkeit dieser Jahreszahl in politischen Konzepten. Gestern hat Kultusministerin Marion Schick eine Handlungsstrategie 2020 zur frühkindlichen Bildung und Grundschulbildung vorgestellt.

„In der frühkindlichen Bildung werden die entscheidenden Weichen für den späteren Bildungserfolg gestellt“, so Kultusministerin Marion Schick (CDU). „Umso frühzeitiger und zielgenauer die Förderung einsetzt, desto größer sind die Chancen jedes einzelnen Kindes auf bessere Schulleistungen, höhere Bildungsabschlüsse und damit auf eine erfolgreiche Berufsbiografie und ein selbstbestimmtes Leben.“ Land, Kommunen und freie Träger müssten daher diesen elementar wichtigen Bildungszeitraum von drei bis zehn Jahren in enger Verantwortungsgemeinschaft konsequent weiterentwickeln.

Im Jahr 2009 waren Land, Kommunen und Landesverbände politisch übereingekommen, sich nach dem Orientierungsplan zu richten. Nach der Ministerin soll dies auch in der neuen Legislaturperiode fortgeführt und daran ein Pakt angeknüpft werden. „Die frühkindliche Bildung muss integrierter Bestandteil der Primarbildung werden“, erklärte sie.

Die Gesamtstrategie für 2011 bis 2020 soll mit den Kommunalen Landesverbänden auf den Weg gebracht werden. Sie enthält fünf Eckpunkte. Der Orientierungsplan und der Bildungsplan der Grundschule soll zu einem integrierten Gesamtbildungsplan 3-10 weiterentwickelt werden, auch ein verpflichtendes Kindergartenjahr ist geplant. Die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft soll neu definiert und die Zusammenarbeit der pädagogischen Fachkräfte mit den Eltern und den Grundschullehrern gestärkt werden. Neben der Weiterentwicklung der Bildungshäuser zu Familienzentren will die Ministerin die Primärbildung als wichtigen Standortfaktor gerade im ländlichen Raum sichern.

Dieses Herausforderungen und Zukunftsaufgaben könnten nur gelingen, wenn alle - also Land, kommunale Landesverbände, Kirchen und andere freie Trägerverbände - an einem Strang zögen, betonte Schick. Ein erster Schritt der Gesamtstrategie sei bereits geschehen: Vor wenigen Tagen wurde mit den Spitzen der kommunalen Landesverbände der „Pakt zur Stärkung der Chancengerechtigkeit“ vereinbart. Nach diesem sollen Ganztagsgrundschulen ausgebaut und Pädagogische Assistenten an Grundschulen verstärkt eingesetzt werden.

Als Leitidee der Bildungsstrategie 3-10 nannte sie den qualitativen Ausbau der frühkindlichen Bildung, beispielsweise eine passgenaue Förderung aller Kinder, die deren unterschiedlichen sozialen Lebenswelten wie ihren Talenten Rechnung trage. Bildungsprozesse müssten institutionsübergreifend gestaltet werden und eine hohe Qualität in allen Bildungseinrichtungen strukturell wie inhaltlich sichergestellt, so Schick. „Wir müssen in der frühkindlichen Bildung stärker noch als bisher in eine qualitätsgeleitete Diskussion einsteigen. Das ist die wesentliche Stellschraube.“ Ziel sei die flächendeckende nahtlose Verzahnung von Kindergarten und Grundschule. Das Bildungshaus sieht sie dabei als zentrales pädagogisches Strukturelement, in dem einrichtungsübergreifende Angebote gemeinsam von Pädagogen aus Kindergarten und Grundschule vorbereitet und durchgeführt werden. „Voraussetzung dafür ist, dass Lehrkräfte wie Erzieherinnen und Erzieher ihre jeweiligen Fachkompetenzen anerkennen und gemeinsam einsetzen.“

Dazu brauche es gut funktionierende Tandems sowie Pädagogische Assistentinnen und Assistenten zur Unterstützung. Nach Schick ist es sinnvoll, bereits zum Herbst 2011 derlei verbindliche Kooperationen mit verlässlichen Kooperationszeiten auf den Weg zu bringen. Sie will weg von einzelnen Programmbausteinen, die mehr oder weniger verbunden nebeneinander stehen, dafür hin zu einer insgesamt stimmigen Förderung aller Kinder. Hier liegt ihr besonderes Augenmerk auf der Sprachförderung. „Wir müssen uns endgültig von der Defizitorientiertheit verabschieden und deshalb die Sprachförderung noch stärker im Standardrepertoire der Kindergärten verankern“, so Schick. Zu Kindergartenbeginn und ein Jahr vor der Einschulung sollen daher die Stärken und Schwächen der Kinder festgestellt und eine individuelle Förderplanung erarbeitet werden. Entsprechend müssten auch die Erzieherinnen und Erzieher mit Schwerpunkt auf Diagnostik weitergebildet werden.

Schließlich sei auch eine Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Eltern auf Augenhöhe nötig. „Die Mitarbeit der Eltern ist für eine Förderung der kindlichen Entwicklung von zentraler Bedeutung“, betonte Schick. Kinder erlangten Kompetenzen insbesondere auch in den Familien. Dazu würde ein Konzept entwickelt, das alle Bildungsorte einbezieht, damit auch die soziale und kulturelle Vielfalt berücksichtigt. „Das ist in unseren Augen die Voraussetzung für eine gelingende Integration, wovon unsere Kinder profitieren und damit die Gesellschaft insgesamt.“  


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