Drehende Rotoren im windigen Norden des Landes

04.03.2011 
Redaktion
 
Windkraft

Stuttgart/Tauberbischofsheim. 368 Windkraftanlagen gibt es in Baden-Württemberg. Längst nicht genug, meint Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP). Er hat in dieser Woche einen detaillierten Windatlas mit Daten über die Windgeschwindigkeiten im gesamten Land vorgestellt. Auf dieser Basis werden in der Mehrzahl der Regionalverbände nun Vorranggebiete für Windkraft neu festgelegt oder überarbeitet. Doch nicht überall im Land ist man begeistert davon, dass weitere Windkraftanlagen errichtet werden.

Nicht überall in Baden-Württemberg weht der Wind gleich. Dass es große Unterschiede gibt, ist auf den Karten des Windatlas` für Baden-Württemberg deutlich zu erkennen. Die Rheinebene beispielsweise ist überwiegend grün eingefärbt, was bedeutet, dass die Windgeschwindigkeiten gering sind. Nicht einmal Anlagen mit einer Nabenhöhe von 140 Metern versprechen eine lohnende Ausbeute an Windenergie.

Rote Einfärbungen stehen für hohe Windgeschwindigkeiten

Der Windatlas zeigt sowohl die Windgeschwindigkeiten in 100 Meter Höhe als auch in 140 Meter Höhe auf. Innerhalb der 40 Meter Höhenunterschied nimmt die Windgeschwindigkeit um durchschnittlich 0,2 bis 0,3 Meter je Sekunde zu.

Auf den Höhen des Schwarzwalds ist das anders. Tiefrote Einfärbungen stehen für hohe Windgeschwindigkeiten. Die gibt es auch im Bereich der Hohenloher Ebene und speziell im Main-Tauber-Kreis. „Großflächig sind in diesem Bereich 6,0 m/s und mehr ermittelt worden“, heißt es im Windatlas. Unter Fachleuten gilt die Faustregel, dass Windkraftanlagen bei Geschwindigkeiten ab 5,3 Metern je Sekunde wirtschaftlich betrieben werden können. Dazu kommt, dass sie mindestens 60 Prozent der Leistung einer Anlage im windreichen Norddeutschland erbringen müssen.

Spitzenreiter in der Windkraftnutzung

Entsprechend groß ist die Zahl der Anlagen im nördlichsten Kreis des Landes. 81 Windräder gibt es – und damit etwa ein Fünftel aller Anlagen landesweit, wie Ulrich Derpa, Erste Landesbeamter, betont: „Wir sind somit klarer Spitzenreiter bei der Nutzung der Windkraft in Baden-Württemberg.“ Bei aller Unterstützung für den Ausbau erneuerbarer Energien scheint Derpas oberste Priorität aber nicht zu sein, die Spitzenposition weiter auszubauen. Vielmehr spricht er davon, dass der Kreis seinen Beitrag bereits geleistet habe.

Tatsächlich führen Planungen von Windkraftanlagen wieder und wieder zu Befürchtungen vor Ort. Die einen sorgen sich wegen des Naturschutzes, die anderen wegen des Tourismus`. Der spielt im Main-Tauber-Kreis mit seinen mittelalterlichen Städten, den Madonnen, Bildstöcken und dem Konzept des lieblichen Taubertals durchaus eine Rolle, auch wenn es Derpa zufolge bislang keine Konflikte wegen der Windkraft gegeben hat. „Windräder gehören auch in Baden-Württemberg bis zu einem gewissen Grad zum Erscheinungsbild der Landschaft dazu“, sagt er.

Fragen und Wiederstände vor Ort

Der Windatlas für Baden-Württemberg hat eine Auflösung von 50 auf 50 Meter. Nach Aussagen vonseiten des TÜV Süd, wo der Atlas erstellt wurde, gibt es deutschlandweit keinen genaueren Atlas.

Gerd Hager, Verbandsdirektor des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein, weiß von Auseinandersetzungen in Kommunen und Regionen. „Aus der Ferne ist man immer für regenerative Energien“, sagt er, „vor Ort gibt es aber Fragen und Widerstände.“ Diese müsse man ernst nehmen und in die Planungen einbeziehen. Er geht davon aus, dass mit dem neuen Windatlas zusätzlich Transparenz und Sachlichkeit in die Diskussion komme.

Denn oftmals werde argumentiert, dass anderswo im Land der Wind viel stärker wehe als am geplanten Standort. Der Windatlas sei nun eine Datengrundlage für derartige Debatten. Hager rechnet damit, dass in der kommenden Zeit Vorranggebiete für landesweit mehr als 150 Anlagen ausgewiesen werden.

Im Main-Tauber-Kreis wird man sich dem Thema nicht verschließen. Nach der Vorstellung des Kartenwerks müssten weitere Gespräche zwischen Kreisen, Kommunen und zuständigem Regionalverband geführt werden, heißt es im Landratsamt: „Immer vor dem Hintergrund, dass im Main-Tauber-Kreis bereits ein erheblicher Beitrag zum Ausbau der Windenergie geleistet wurde.“


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