Schavan wirbt für Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Realschule

13.10.2011 
Redaktion
 
Foto: ddp

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Stuttgart. Kurz nach der Landtagswahl sorgten Schlagzeilen wie „CDU schafft die Hauptschule ab“ bei den Christdemokraten in Baden-Württemberg für heftige Unruhe. Auslöser waren Überlegungen auf Bundesebene für ein zweigliedriges Schulsystem wie es das bereits in vielen Bundesländern gibt. An diesem Samstag diskutierte die CDU Baden-Württemberg bei ihrem ersten mitgliederoffenen Landesparteitag in Stuttgart über die Bildungspolitik in Land und Bund. Unter dem Motto „Beste Bildung für alle!“ durften erstmals in der Geschichte der Südwest-CDU Mitglieder nicht allein mit diskutieren, sondern auch abstimmen.

„Wir wollen keine Gleichmacherei, sondern individuelle Förderung für jedes Kind“, machte Landesvorsitzender Thomas Strobl bereits bei der Einführung deutlich. Eine Gemeinschaftsschule sei eine Einheitsschule, so Strobl an die Adresse der grün-roten-Landesregierung. Es sei ein Versuch, Kinder gleich zu machen und über einen Kamm zu scheren. Aber: „Kinder sind unterschiedlich“, sagt Strobl. Es müsse darum gehen, jedem einzelnen Kind eine möglichst passgenaue Bildung für seine Begabung zu geben.

Bildung vom Kind her denken

Stuttgarts Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) betonte, wie wichtig es sei, Bildung vom Kind her zu denken. Ein Beispiel dafür waren für ihn die Bildungshäuser. Diese will grün-rot nicht fortführen, wie Landesvorsitzender Stobl kritisierte. Schuster machte auch deutlich, dass er kein Verständnis für eine Stigmatisierung der Hauptschule habe, das sei Schülern und Lehrern gegenüber unfair. Allerdings werden auch in Stuttgart mangels Nachfrage auf Sicht einzelne Hauptschulen geschlossen werden müssen.

„Wir müssen die Weichen so stellen, dass gute Zukunftschancen für die junge Generation gewährleistet sind“, sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan. Doch gerade diese seien gefährdet. Notwendig sei ein modernes, differenziertes und leistungsfähiges Bildungssystem. Sie betonte auch, dass das auf Bundesebene vorgelegte Papier keine Revolution sondern eine Weiterentwicklung sei. Diese ist notwendig angesichts der Zahlen des Statistischen Landesamts. Danch wird biespielsweise in der kommenden Dekade die Zahl der Schüler im Alb-Donau-Kreis - Schavans eigenem Wahlkreis - um rund 26 Prozent zurückgehen, im Enzkreis oder im Kreis Sigmaringen werden gar mit über 30 Prozent erwartet, nennt Schavan Beispiele.

Schulen unverzichtbar für Entwicklung von Regionen

Doch Bildungsstrukuren und Schulen seien unverzichtbar für die Entwicklung von Regionen, insbesondere des ländlichen Raums. Deshalb sei es wichtig angesichts sinkender Schülerzahlen Möglichkeiten zu finden, wie der Hauptschulabschluss dennoch erhalten werden können. Schavan warb deshalb für einer Zusammenarbeit von Haupt- und Realschulen. „Was in Sachsen und Thüringen gut funktioniert und was wir mit den Werkrealschulen in Baden-Württemberg haben, wird die Zukunft sein“, so Schavan.

In einer ersten Diskussionsrunde erhielt Schavan Kritik (Wie soll so eine Oberschule in der Praxis funktionieren?) aber auch viel Lob. Vor allem von Leuten aus der Praxis und Gemeinderäten. „Das vorgelegte Papier ist das beste, das die CDU je hervorgebracht hat“, hieß es etwa von Seiten eines Teilnehmers. Oder: „Wir waren doch in Baden-Württemberg mit der Werkrealschule schon sehr nahe an dem dran, was wir jetzt diskutieren. Folgen wir dieser MInisterin.“

Gemeindevertreter berichten von rückläufigen Schülerzahlen und Eltern, die ihre Kinder nicht in die Hauptschule schicken wollen. Es sei illusionär zu glauben, dass die Hauptschule als eigenständige Schulart in den nächsten Jahren aufrecht erhalten weden könnte. Notwendig sei eine behutsame Weiterentwicklung des gegliederten Schulsystems mit eienr Zusammenführung von Haupt- und Realschule. Gleichzeitig soll jedoch auch der Hauptschulabschluss beibehalten werden, denn nicht jeder Schüler wird einen mittleren Abschluss erreichen, war von den Diskussionsteilnehmern zu hören. 

Den Realitäten ins Auge sehen

Auch der ehemalige Kultusminister Gerhard Meyer-Vorfelder machte deutlich, dass man den Realitäten ins Auge sehen müsse. Wer sich das Bildungspapier durchgelesen habe, könne allerdings auch feststellen, dass darin viele Dinge stehen, die in Baden-Württemberg schon verwirklicht worden seien.

Nach der Arbeit in unterschiedlichen thematischen Foren, etwa zu frühkindlicher Bildung, Ganztagsbetreuung und Bildungsföderalismus, hat das Plenum Thesen verabschiedet. Mit ihnen will die CDU im Südwesten auch ihre Standpunkte für den Bundesparteitag Mitte November in Leipzig abstecken.


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