STUTTGART. Über alle Fraktionen hinweg wiesen die Abgeordneten im Landtag auf die Problematik von Plastik hin. Dabei ging es nicht darum, Kunststoff per se zu verteufeln. Vielmehr wurde deutlich, dass die Voraussetzungen für eine wirkliche Kreislaufwirtschaft in diesem Bereich geschaffen werden müssen.
450 Jahre kann es dauern, bis eine Plastikflasche in der Umwelt zerkleinert ist. Abgebaut ist sie dann noch nicht. Diese Zahl nannte Umweltminister Franz Untersteller (Grüne). Die lange Haltbarkeit von Kunststoff sorgt einerseits dafür, dass er in vielen Produkten, von der Medizin bis zur Automobilwirtschaft und Verpackungen verwendet wird. Gelangt er jedoch in die Natur, wird er schnell zu einem Problem.
Das zeigen beispielsweise die großen Mengen von Plastik in den Meeren und der Eintrag von Mikroplastik in die Nahrung. Gabi Rolland (SPD) sprach davon, dass wir jeden Tag Plastik in der Menge einer Scheckkarte über die Nahrung zu uns nehmen.
Plastikfelder in den Meeren seien ein Sinnbild für den gedankenlosen Umgang der Gesellschaft mit Plastik, macht Jürgen Walter (Grüne) deutlich. Seine Fraktion hatte die Debatte auf die Tagesordnung des Landtags gesetzt.Grundlage war eine große Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion.
Recycling ist grundsätzlich ein wichtiger Beitrag, um den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu verringern. Darin waren sich Vertreter aller Fraktionen einig. Walter machte zugleich deutlich, dass die Deutschen zwar Weltmeister im Einsammeln von Wertstoffen seien, doch nur ein kleiner Teil davon auch tatsächlich wieder verwertet werde. Als Positivbeispiel nannte er „Frosch“. Der Hersteller von Reinigungsmitteln hatte den Umweltpreis erhalten, weil seine Produkte alle in zu 100 Prozent aus recyceltem Plastik vertrieben werden.
Patrick Rapp (CDU) richtete den Blick vor allem auf Verbesserungen für die Zukunft. Er sprach von Technologien für das Herausfiltern von Mikroplastik aus Abwasser, vom Nutzen der Bioökonomie und der Ressourceneffizienz, wo daran gearbeitet und geforscht wird, Plastik durch erneuerbare und abbaubare Rohstoffe zu ersetzen. Auch müssten die rechtlichen Rahmenbedingungen bei diesem Thema fortlaufend hinterfragt und angepasst werden. Zugleich machte Rapp deutlich, dass Recycling und Mülltrennung nicht im Alleingang zu schaffen seien.
Gabi Rolland machte zudem klar, dass es notwendig sei, gegen eine kriminelle und illegale Abfallentsorgung vorzugehen. Sowohl vor der eigenen Haustür als auch wenn es um den Export von Müll ins Ausland geht.
Kunststoffe seien per se weder gut noch schlecht, so Klaus-Günther Voigtmann (AfD). Zum Problem würden Kunststoffe, wenn sie nicht in einer Kreislaufwirtschaft verwertet würden. Er wies darauf hin, dass dies bei den PET-Getränkeflaschen inzwischen gut funktioniere, da es sich hier um relativ sortenreines Material handle.
Gabriele Reich-Gutjahr (FDP) forderte, die Kreislaufwirtschaft entsprechend weiterzuentwickeln, etwa mit Blick auf chemische Verfahren zur Wiederverwertung. Auch ein Downsizing von Plastik müsse über die EU beendet werden. Es müsse allen klar werden: Müll ist ein Wertstoff.
Auch Minister Untersteller forderte eine echte Kreislaufwirtschaft. Schnelle Verbote seinen kein Weg. Es werde nichts gewonnen, wenn im Laden nun Plastiktüten durch Papiertüten ersetzt würden. Wie auch Reich-Gutjahr wies er auf die Probleme im Kreislaufwirtschaftsgesetz hin. Als Verpackungsfolie gehöre eine Folie beispielsweise in den Gelben Sack, als Frischhaltefolie, die im Haushalt genutzt werde, komme das gleiche Material hingegen in den Restmüll und werde verbrannt. Auch seien bessere Absatzchancen für technisch fortgeschrittene Recyclate notwendig. Davon könne gerade auch die Wirtschaft in Baden-Württemberg profitieren. Dazu sei jedoch ein Mindestrecyclatanteil für bestimmte Produkte notwendig.