Streit um Zukunft von Lehrern der Haupt- und Werkrealschulen

04.02.2015 
Redaktion
 
Bildungspolitik

Stuttgart. Was mit „Lehrern an Schulen, die es nicht mehr geben soll“ passiert, wollte die CDU am Mittwoch im Landtag wissen. Ulrich Müller beklagte, die Landesregierung tue alles dazu, dass es neben dem Gymnasium bald nur noch eine Schulart gebe, die Gemeinschaftsschule. Insofern sei es nicht einfach eine Folge der demografischen Entwicklung, wenn Haupt- und Werkrealschullehrer sich zunehmend nach einem anderen Arbeitsplatz umsehen müssten. „Das ist Ihre Politik“, die das Problem geschaffen habe, so sein Vorwurf an Grün-Rot.

Und wenn nach gut dreidreiviertel Jahren an der Regierung noch immer nur angekündigt werde, für Lehrer dieser Schularten Weiterqualifizierungsangebote schaffen zu wollen, sei das ein „Ablenkungsmanöver“. Vor einem halben Jahr bereits habe der Landtag einstimmig beschlossen dass dies nötig sei - „geschehen ist nichts“, so Müller. Ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Lehrern werden sie nicht gerecht“, warf er der Regierung vor. Für die Betroffenen sei diese „Ungewissheit unerträglich“.

FDP fordert Zukunftsperspektive für Haupt- und Werkrealschulen

Auch Timm Kern (FDP) ging mit Grün-Rot ins Gericht. Den Lehrern anderer Schularten bleibe als Perspektive bloß die Tätigkeit an einer Gemeinschaftsschule. Von fünf Unterrichtsstunden an der Gemeinschaftsschule würden im Schnitt vier von ausgebildeten Grund- und Hauptschullehrern erteilt. Und das sei der Regierung offenbar auch recht so. Kern verlangte, „statt mit ihrer gesamten Bildungspolitik auf das Ende von anderen Schularten als der Gemeinschaftsschule hinzuarbeiten“, solle die Koalition den Haupt- und Werkrealschulen „lieber eine Zukunftsperspektive geben“.

Dass die Regierung überdies keine Auskunft erteile, wie viele Haupt- und Werkrealschulen in den vergangenen Jahren geschlossen wurden, sei ein „schweres Foul“ am Parlament und ein „Schlag ins Gesicht der Betroffenen“.

Siegfried Lehmann (Grüne) meinte, die Probleme für Haupt- und Werkrealschullehrer seien nicht zuletzt die Folge von Schulreformen der schwarz-gelben Vorgängerregierung. Wie an andere Schulen wechselnde Haupt- und Werkrealschullehrer künftig für die gleiche Tätigkeit am gleichen Arbeitsplatz auch gleich bezahlt werden könnten, „diese ungelöste Frage, haben sie uns hinterlassen“. Man werde aber „schrittweise diese Ungerechtigkeiten abbauen“.

Kultusminister Stoch stellt umfassende Angebote zur Weiterqualifizierung in Aussicht

Klaus Käppeler (SPD), selbst Rektor einer Grund- und Hauptschule, warf der Opposition vor, zu verkennen, dass der Gemeinschaftsschule die Zukunft gehöre. CDU und FDP versuchten „zunehmend hilflos diese Schulart schlechtzureden“, so Käppeler. Es stimme im Übrigen nicht, dass Haupt- und Werkrealschullehrer allein gelassen würden. Ihm lägen diese am Herzen, und für die Schulämter gelte das auch. „Die Lehrer werden nicht heimatlos werden, die werden gebraucht“, so Käppeler.  

Kultusminister Andreas Stoch (SPD) wies die Vorwürfe der Opposition ebenfalls zurück. Schon lange ehe Grün-Rot 2011 die Regierung übernommen habe, seien die Schülerzahlen an den Hauptschulen gesunken – als Folge der demografischen Entwicklung. Die Vorgängerregierung habe es versäumt, darauf zu reagieren. Die Regierung arbeite daran, betroffenen Lehrern „umfassende“ Fortbildung und Weiterqualifizierung anzubieten. Denn diese Kollegen „werden weiterhin gebraucht“, so Stoch.


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