Stuttgart. Baden-Württembergs Hochschulen müssen nach den Vorstellungen von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) Gründerkultur und Innovationsgeist als „zentrale Themen“ verstehen. In der von ihrer Fraktion beantragten aktuellen Debatte zum Thema verteidigte Bauer außerdem Überlegungen, Gebühren für ausländische Studierende einzuführen. Sie sei überzeugt, junge Menschen kämen „aus aller Welt nach Baden-Württemberg, wenn sie von der Qualität und Betreuung überzeugt sind und nicht, wenn sie merken, hier ist es billig“.
Die grün-schwarze Landesregierung hat die Förderung von Firmengründungen direkt aus den Hochschulen oder im engen Umfeld von Hochschulen zu einem Schwerpunkt der Legislaturperiode erklärt. Es gehe um die Frage, „wie kommt das Neue in die Welt“, sagte der Abgeordnete Alexander Salomon (Grüne). Innovation sei nicht „staatlich zu verordnen“, könne aber aktiv unterstützt werden.
Bauer legte Zahlen aus ihrem Ministerium vor. 40 Prozent aller Neugründungen im Land passierten im Umfeld von Hochschulen, im Hochtechnologiebereich seien es sogar 70 Prozent. Das Land fördere deshalb die Etablierung des Gründergeistes schon während des Studiums. Konkret würden im laufenden Jahr elf entsprechende Projekte unterstützt.
Für die AfD wies deren Fraktionschef Jörg Meuthen darauf hin, dass die Zahl von Start-ups im Südwesten in den vergangenen zehn Jahren um 49 Prozent zurückgegangen seien. Und er wies – wie die CDU-Abgeordnete Sabine Kurtz – darauf hin, dass nach einer aktuellen Umfrage 32 Prozent der Studierenden einschlägiger Studiengänge ihre Zukunft im öffentlichen Dienst sähen. Der stellvertretende AfD-Bundesvorsitzende wurden von mehreren Zwischenrufern darauf hinweisen, dass auch er nicht in der freien Wirtschaft arbeitet. „Ich bin da wider Willen gelandet“, so Meuthen zu seiner Professur an der Verwaltungshochschule in Kehl.
Kurtz und der Martin Rivoir (SPD) erinnerten, dass im Land seit der Zeit des ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth (CDU) über Risikokapital und Gründergeist, über Start-ups und Innovation diskutiert werde. „Über die Kultur der zweiten Chance reden wir schon jahrelang“, so der SPD-Abgeordnete. Rivoir kritisierte zudem den Plan, Studiengebühren für ausländische Studierende zu erheben, als kontraproduktiv.
Nico Weinmann (FDP) mahnte, „die Bedeutung vergangener Erfolge zählt nichts mehr“. Seine Fraktion habe „wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass Baden-Württemberg dynamische Gründerregion werden will“. Für Bauer hat das Land auf diesem Weg schon „ein gutes Stück“ zurückgelegt, nicht zuletzt dank der funktionierenden strategischen Partnerschaft mit der Wirtschaft. Jetzt gehe es darum, noch mehr „unternehmerischen Denken, aber auch um Expertise, in die Hochschulen zu tragen, wie sie normalerweise nicht im Studium vorkommen“.