Für die AfD ist Gleichstellung ein Kampfbegriff, alle anderen wollen mehr Frauen in Führungspositionen

07.03.2018 
Von: Michael Schwarz
 
Redaktion
 

Stuttgart. Es ist nicht so, dass sich der Landtag nur ein Mal pro Jahr mit dem Thema Gleichberechtigung beschäftigen würde. Doch ein Mal ist gesetzt. In der Woche, in die der internationale Frauentag fällt, steht das Thema regelmäßig auf der Tagesordnung. Und damit auch der Streit über die Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft.

Mit dem Einzug der AfD in das Landesparlament hat sich daran einiges geändert. Erstmals stellt eine Fraktion das Ziel infrage, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. „Gleichstellung ist ein Kampfbegriff der Radikalfeministinnen“, sagte Carola Wolle am Mittwoch im Landtag. Für die AfD-Abgeordnete besteht die eigentliche Diskriminierung darin, dass Frauen, die lieber zu Hause bleiben und ihre Kinder aufziehen, „als Heimchen am Herd geringgeschätzt“ würden.

CDU rät dazu, Lebensentwürfe nicht gegeneinander auszuspielen

Inhaltlich am ähnlichsten argumentierte noch Nicole Razavi (CDU). Sie rief dazu auf, „die selbstbestimmten Lebensentwürfe von Frauen“ nicht gegeneinander auszuspielen. Viele Frauen entschieden sich bewusst für die Familie und gegen bezahlte Arbeit. Und andere für „eine ausgewogene Balance von Beruf und Familie“.

Razavi sagte aber auch, dass 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts „noch viel Luft nach oben“ sei. Bis heute müssten Frauen ihren Anspruch auf volle Teilhabe besonders rechtfertigen. „Eine Frau in einem Spitzenjob ist nach wie vor eine besondere Nachricht und nicht selbstverständlich.“

Die Grünen hatten die Debatte beantragt und ihr den Namen gegeben: „Die gläserne Decke durchbrechen – mehr Frauen in Aufsichtsräte, Parlamente und Verwaltungsspitzen.“ Thekla Walker spottete, auch für die Männer scheine es eine Art gläserne Decke zu geben. Nach wie vor beteiligten sie sich ungenügend an der Haus- und Familienarbeit und gingen, wenn überhaupt, nur zwei bis drei Monate in Elternzeit, um ihre Karriere nicht aufs Spiel aufs setzen. „Die Männer haben natürlich an der Stelle auch recht. Denn dass es so einem Karriereknick kommen kann, das sieht man ja auch bei den Frauen.“

Auch für Sabine Wölfle (SPD) ist der Status quo unbefriedigend. Gleichwohl zählte sie auf, was sich – auch dank ihrer Partei – verbessert habe: „Der Ausbau der Elternzeit, der Rechtsanspruch auf Rückkehr in den Job und der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung ab dem zweiten Lebensjahr helfen beiden Elternteilen, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren.“

FDP will inhabergeführten Firmen keine Quote vorschreiben

„Wir müssen letztendlich – das ist das Fazit der heutigen Debatte – die gläserne Decke durchbrechen“, resümierte Sozialstaatssekretärin Bärbl Mielich (Grüne). Für sie ist klar, auch wenn Frauen und Männer sind sehr verschieden seien: „Beiden gehört die Hälfte der Macht.“

Auch Jochen Haußmann (FDP) sprach sich für mehr Frauen in Führungspositionen aus, verwies aber auch auf die Probleme, die sich für die Wirtschaft ergeben. Er habe Schwierigkeiten, „inhabergeführten Unternehmen, bei denen die Inhaber das volle Risiko tragen und in der Verantwortung stehen, eine Quote vorzuschreiben“.


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