Stuttgart. Zu einem Schlagabtausch vor allem zwischen Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) und dem FDP-Abgeordneten Andreas Glück geriet die Debatte am Donnerstag über die Baukostensteigerung für das Besucherzentrum im Nationalpark. Glücks Vorwurf: Es werde Monopoly mit dem Geld der Steuerzahler gespielt, anstelle heimischer Hölzer würden Alaska-Zedern verwendet und teuere Schindeln müssten von Hand gefertigt werden. Nach umfangreichen Entgegnungen des Ministers der Liberale ein: „Natürlich haben auch wir unseren Frieden mit dem Nationalpark gemacht.“ Zu den Aufgaben einer Oppositionspartei gehöre aber, auf Kostenentwicklungen zu achten.
Mit einem der ersten Beschlüsse der neuen grün-schwarzen Landesregierung stellte das Kabinett im Juli 2015 für die Baumaßnahmen im Nationalpark Schwarzwald insgesamt 32 Millionen Euro zur Verfügung. In der von der FDP beantragten Debatte rügte Glück die Steigerung der Kosten auf inzwischen 37 Millionen Euro, vor allem für das Besucherzentrum, des Sky-Walks, die Parkplätze oder die handgefertigten Schindeln aus importiertem nordamerikanischen Holz: Wenn die Grünen Holz aus Nordamerika in den Schwarzwald importierten, sei dies so sinnvoll, wie Eulen nach Athen zu tragen oder Kuckucksuhren aus China zu importieren. Glück verlangte einen Kostendeckel fürs „grüne Prestigeprojekt“, auch weil die Bauarbeiten mit der Grundsteinlegung am kommenden Samstag überhaupt erst beginnen. Weitere Steigerungen seien zu erwarten.
„Wir sind heilfroh, dass wir den Nationalpark haben“, erklärte dagegen die Grüne Bettina Lisbach. Die Aufregung habe sich gelegt, inzwischen „wollen sogar kritische Gemeinden dazugehören“. Lisbach verteidigte auch die Ausgaben fürs Besucherzentrum und vor allem den Sky-Walk, „als besondere Attraktion, weil die Leute durch die Baumwipfel wandeln können“. Raimund Haser, CDU-Abgeordneter aus dem Allgäu, nutzte die Debatte „um mit einigen Zerrbildern aufzuräumen, die in der Öffentlichkeit bestehen“. Das Thema Nationalpark sei nicht geeignet, einen Keil zwischen Grüne und CDU zu treiben: „Wenn es etwas gibt, was die beiden Fraktionen eint, ist es die Achtung vor Gott und den Menschen“. Seine Fraktion verfolge allerdings eher das Ziel „schützen durch nützen“, anstatt die Natur sich selber zu überlassen, aus diesem Grunde sei ihr die Idee des Nationalparks „ein Stück weit fremd“ gewesen. Auch der frühere Innenminister Reinhold Gall (SPD) verteidigte die Baumaßnahmen und die Kosten. Und auch er kritisierte die FDP, weil zahlreiche Fragen bereits im Fachausschuss geklärt worden seien.
Untersteller erläuterte die Steigerung der Kosten auf inzwischen 37 Millionen Euro mit zusätzlichen Planungen. Er beschrieb Einzelheiten des neuen Besucherzentrums, gestaltet „als Sturmwurffläche“ und er kritisierte, dass die FDP alles „ins Lächerliche ziehen will“. Mehr als 90 Prozent des verwendeten Holzes stammten aus der Region, die Schindeln würden wegen der längeren Hartbarkeit handgefertigt – „da kann der Faserverlauf des Holzes besser beachtet werden“ – und die Alaska-Zedern besäßen als Zypressengewächse ebenfalls eine längere Haltbarkeit und seien besser geschützt gegen den Eintritt von Feuchtigkeit.
Ein Teil der Mehrkosten geht dem Umweltministerium zufolge auf den neuen Baumwipfelpfad auf dem Sommerberg in Bad Wildbad mit rund 1,3 Kilometern Länge zurück - dazu gehört auch ein 40 Meter hoher Aussichtsturm - sowie auf den geplanten Skywalk im neuen Besucher- und Informationszentrum. Er verläuft in etwa 20 Metern Höhe innerhalb der Kronen der Bäume, darunter auch mehrere etwa 150 Jahre alte Tannen und Buchen. Für die AfD-Fraktion verlangte Rainer Podeswa, die Planungen zu kürzen, weil Steuerzahlergeld verschwendet werde.