Stuttgart. Die Zusammenarbeit mit Sportvereinen wird von der Mehrzahl der Ganztagsschulen im Land genutzt und überwiegend positiv bewertet. Dennoch seien auf beiden Seiten noch Weiterentwicklungen nötig, sagte Kultusminister Andreas Stoch (SPD) am Donnerstag im Landtag.
Hintergrund ist die Ende 2014 geschlossene Rahmenvereinbarung mit dem Landessportverband über neue Spiel- und Sportangebote an Ganztagsschulen. Das Thema wurde auf Antrag der CDU-Fraktion hin diskutiert, die von der Landesregierung wissen wollte, wie die Angebote der Sportvereine künftig gesichert und im Rahmen des Ganztagsschulbetriebs optimal einbezogen werden können.
Die Rahmenvereinbarung legt fest, dass die örtlichen Sportvereine die ersten Ansprechpartner sein sollen, wenn Ganztagsschulen außerhalb des regulären Sportunterrichts mit außerschulischen Partnern zusammenarbeiten möchten. Zudem hat das Kultusministerium eine Monetarisierung eingeführt, also die Möglichkeit der Schulleitung, bis zu 50 Prozent der für den Ganztagsbetrieb zugewiesenen zusätzlichen Lehrerwochenstunden zu verwenden, um damit Angebote außerschulischer Partner zu finanzieren.
Zwar lobte Viktoria Schmid (CDU) das Angebot als mögliche Chance für Vereine, neue Mitglieder zu finden. Doch zeige sich in Rheinland-Pfalz, wo Schulen und Vereine schon seit einigen Jahren zusammenarbeiten können, dass „die Ehrenamtlichen überfordert sind und die Vereine eben keine neuen Mitglieder finden“. Zudem verwies Schmid auf eine Vielzahl ihrer Meinung nach ungeklärter Fragen in der Regelung der Landesregierung. So sei unklar, ob die Trainer der Sportvereine für den Unterricht an Schulen qualifiziert seien, ob es genügend Weiterbildungsangebote für diese gebe und wie die Aufsicht in den Schulen geregelt sei.
Die Sportvereine böten bereits jetzt über 800 Kurse für Übungsleiter an, spezielle Kurse für den Unterricht an Ganztagsschulen seien hinzu gekommen, erwiderte die SPD-Abgeordnete Sabine Wölfle. Außerdem halte sie die Sorge einiger Abgeordneter, dass Kinder aufgrund des ganztägigen Unterrichts überhaupt nicht mehr in Vereine gehen könnten, für falsch. „Das können sie auch an einem freien Nachmittag oder abends tun“, sagte Wölfle. Durch die Kooperation könnten jetzt zudem Kinder erreicht werden, die ansonsten gar nicht in einen Verein gehen würden.
Auch Petra Häffner (Grüne) sieht eine große Chance für die Vereine, sich neue Mitglieder zu sichern. Dafür müssten sie aber genügend Übungsleiter finden und ausbilden, die an die Schulen gehen wollen. Zudem sollten sich kleine Vereine, die mit der Organisation überfordert sind, mit größeren zusammenschließen. Auch wenn die Kooperationen noch keine Selbstläufer seien, würden sie bereits genutzt und positiv bewertet. So arbeiteten bereits 104 der 172 Ganztagsschulen im Land mit Vereinen zusammen. „Davon haben 48 diese Kooperationen als sehr positiv und 44 als positiv bewertet“, sagte Häffner. Die restlichen zwölf hätten eine mittlere Bewertung abgegeben.
Die FDP sprach sich zwar für das Instrument der Monetarisierung aus, kritisierte aber das grün-rote Ganztagsschulgesetz, da es nicht „vereinsfreundlich“ gestaltet sei. „Die FDP hat von Anfang an eine offene Ganztagsschule im Gesetz gefordert, aber Grün-rot hat sich verweigert“, sagte der Abgeordnete Timm Kern. So gebe es in der jetzt vorgeschriebenen verpflichtenden Ganztagsschule keinen Zug, der offene Angebote am Nachmittag vorsieht. Zudem seien viele der Sportstunden am Vormittag vorgesehen, was aber gerade für ehrenamtliche Vereinsmitglieder oft schwierig umzusetzen sei.
Stoch betonte, dass man den Vereinen nicht nur sagen dürfe „ihr könnt“, sondern ihnen auch den Weg definieren müsse. So sollten die Vereine klare Vorgaben bekommen, welche Qualität an den Schulen erwartet wird. Zugleich müsse man Lösungen dafür finden, dass viele Ehrenamtliche erst am Abend Zeit hätten. „Es ist klar, dass sowohl die Schulen als auch die Vereine noch Weiterentwicklungsmöglichkeiten haben“, sagte Stoch. Die Monetarisierung sei dafür eine große Chance. Sie biete den Vereinen die finanzielle Möglichkeit, sich zu professionalisieren und damit den Anforderungen der Schulen entsprechen zu können.