Meisterprämie soll auch in Baden-Württemberg kommen

14.11.2019 
Von: Wolf Günthner
 
Redaktion
 

Stuttgart. Auch in Baden-Württemberg soll es künftig eine Meisterprämie geben. Sie sei wünschenswert und sollte kommen, sagte Wirtschaftsminister Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) am Donnerstag in der Aussprache des Stuttgarter Landtags zu einer Großen Anfrage der CDU-Fraktion zum Handwerk. Sie werde sich bei den Haushaltsberatungen dafür einsetzen, fügte die Ministerin an. Auf die Frage von Rainer Stickelberger, dem Vorsitzenden des Haushaltsausschusses, der kommenden Mittwoch tagen wird, ergänzte Hoffmeister-Kraut: „Bis Mittwoch werden wir Farbe bekennen.“ Bisher scheiterte die Meisterprämie am Widerstand der Grünen. Zwölf der 16 Bundesländer gibt es eine solche Meisterprämie in Höhe von 1000 bis 4000 Euro.

Abgeordnete aller Fraktionen betonten den Wert und Nutzen des Handwerks in Baden-Württemberg mit seinen 133 000 Betrieben, die mehr als 100 Milliarden Euro Umsatz machen und 793 000 Menschen beschäftigen. „Für uns Private sind Handwerker einfach unersetzlich“, sagte Thomas Dörflinger (CDU). Die CDU-Fraktion werde sich für das Handwerk und den Meisterbonus einsetzen. Als gute Nachricht bezeichnete Dörflinger den Beschluss der Bundesregierung, dass vom 1. Januar 2020 an in zwölf Gewerken wieder die Meisterpflicht eingeführt wird. Meister sei kein Titel für die Visitenkarte oder Eingang auf dem Gehaltskonto – „Meister, das ist ein Bekenntnis“. Meistersein heiße, Ja zu sagen für Qualität, um Verantwortung zu übernehmen und um auch Vorbild zu sein. „Der Meisterbrief bleibt der Maschinenraum der beruflichen Bildung.“ Deshalb wolle die CDU künftig den Meisterabschluss mit einer Meisterprämie unterstützen; auch als wichtiger Schritt hin zur Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung.

Grüne denken auch über Meistergründungsprämie nach

Der Fachkräftemangel habe im Handwerk zu Umsatzeinbußen geführt und schränke Investitionen ein, sagte Martin Grath (Grüne). Deshalb, und weil ein Fünftel der Auszubildenden ihre Lehre abbrechen, müssten „dringende Zukunftsfragen“ geklärt und die Attraktivität des Handwerks, auch „durch Nachsteuern gemeinsam mit den Kammern“, erhöht werden, sagte der Bäckermeister, einer von nur zwei Meistern im Landtag. Angesichts der Akademisierung müssten Eltern und Schüler vom Wert des Handwerks überzeugt werden. Grath sprach sich für eine Senkung der Kosten der Meisterausbildung und für mehr Frauen im Handwerk aus. So wollen die Grünen auch über eine Meisterprämie und Meistergründungsprämie „nachdenken“.

Anton Baron (AfD) machte die CDU für die Probleme des Handwerks mitverantwortlich. Dem Handwerk fehle es nicht an Arbeit, sondern an qualifiziertem Personal. Den Mangel führt Baron darauf zurück, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Schüler das Abitur erwerben. Auch durch die Migranten erwartet der AfD-Abgeordnete „keine Hilfe“ fürs Handwerk. Er sprach sich für Einwanderung nach kanadischem Vorbild aus. Baron kritisierte steigende Belastungen für das Handwerk durch Energiekosten aufgrund der EEG-Umlage, ausufernde Bürokratie und Überregulierungen durch die EU. Die Meisterprämie hält die AfD „für begrüßenswert“, Meisterplan statt Masterplan müsse die Devise heißen.

SPD plädiert für Digitalisierungsprämie

Die Fachkräftesicherung sei eine der zentralen Herausforderungen, sagte Daniel Born (SPD). Er forderte die grün-schwarze Landesregierung auf, „endlich“ eine Meisterprämie einzuführen. Aus guten Gründen fordere das Handwerk eine Prämie von 1500 Euro bei erfolgreichem Abschluss, um zumindest einen Teil der Kosten der Ausbildung abzudecken. Weiteres Kernthema für die Zukunft des Handwerks sei die Digitalisierung. Deshalb wunderte sich Born, dass im Haushaltsentwurf der Regierungsfraktionen die Mittel für die Digitalisierungsprämie für 2020 und 2021 komplett gestrichen wurden. Das Handwerk sei „zentrale Stütze im Land“ und verdiene die volle Unterstützung.

Ohne das Handwerk würde es „ganz düster aussehen“, mutmaßte Erik Schweickert (FDP). Für die FDP gebe es keinen Unterschied zwischen Master und Meister. Er forderte, bei der Einführung einer Meisterprämie nicht nur die Meister des Handwerks zu fördern, sondern die Gleichbehandlung der Meister, auch der Industrie, der Kammerabschlüsse insgesamt sicherstellen. Bayern habe jüngst nicht nur eine Vielzahl von Abschlüssen aus den unterschiedlichsten Arbeitsbereichen mit einer Prämie versehen, sondern diesen Bonus von 1500 Euro auf 2000 Euro erhöht. Auch die Zukunft der Digitalisierungsprämie bleibe fraglich, finde sich doch dafür kein Haushaltsansatz. Wertschätzung sehe anders aus.


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