Stuttgart. Mit Ausnahme der AfD waren sich die Fraktionen bei der Landtagsdebatte am Donnerstag einig: Es soll islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen im Land geben. Zudem sollte er in deutscher Sprache stattfinden und von Lehrkräften unterrichtet werden, die an deutschen Hochschulen ausgebildet wurden. Über den richtigen Weg gab es allerdings unterschiedliche Auffassungen, sodass der Antrag der FDP für eine flächendeckende Einführung des Unterrichts ab 2017 und eine Erhebung des Bedarfs an Lehrerstellen abgewiesen wurde.
„Unser Ziel ist ein Angebot, das den islamischen Religionsunterricht ab der ersten Klasse ermöglicht“, fasste Timm Kern (FDP) den Antrag seiner Fraktion zusammen. Man dürfe das Feld nicht den islamistischen Hasspredigern überlassen, sondern müsse ein staatliches Angebot machen, welches auf der Grundlage des Grundgesetzes stehe. Stefan Fulst-Blei (SPD) stimmte der Forderung von Kern nach einem flächendeckenden Ausbau zu. Die Zahl der Lehrkräfte müsse dafür schnellstmöglich erhöht werden. „Es kann uns nicht egal sein, wer die Schüler unterrichtet“, so Fulst-Blei.
Der Kultusstaatssekretär, Volker Schebesta (CDU), mahnte zu Geduld. „Es wird noch eine Zeitlang dauern“, so Schebesta, bis es den flächendeckenden Religionsunterricht im Land gebe. Dieser könne nur mit Lehrern stattfinden, die an deutschen Hochschulen ausgebildet wurden. Von denen gebe es noch zu wenige. Zudem müssten die islamischen Religionsverbände klären, wie ihr Verhältnis zum deutschen Staat sei, um am Unterricht beteiligt zu werden.
Brigitte Lösch (Grüne) stimmte Kern in Bezug auf die Notwendigkeit von staatlichem Religionsunterricht zu: „Islamischer Religionsunterricht ist ein wichtiger Baustein der Integration“, so Lösch. Sie wiedersprach Kern jedoch bei dessen Forderung nach einem schnellen flächendeckenden Angebot. Dafür gebe es derzeit zu wenige ausgebildete Lehrer. Die Nachfrage nach dem Studienfach islamische Religionslehre sei zu gering. Sie verwies auf das Modellprojekt des Landes, bei dem derzeit an 93 Schulen aller Schularten der Unterricht getestet würde. Die Bewerberzahl der Schulen sei doppelt so hoch gewesen. Aus Mangel an geeigneten Lehrern habe man bereits diesen Bedarf nicht decken können.
Sylvia Felder (CDU) unterstützte Lösch. „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ sei die Devise ihrer Fraktion. Es sei zudem schwierig, die verschiedenen muslimischen Vereinigungen einzubinden. Im Rahmen des Modellprojekts versuche man dies über einen Beirat. Sie betonte, dass die Religionsgemeinschaften grundsätzlich ein Mitspracherecht beim Religionsunterricht hätten.
Ganz anders sah dies Hans-Peter Stauch von der AfD-Fraktion. Der Islam sei eine „politische Ideologie“ und grundsätzlich nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Islamunterricht an deutschen Schulen sei ein Zeichen von „falsch verstandener Toleranz“, so Stauch.