Eisenmann bekennt sich „klar“ zur Realschule

09.05.2018 
Von: Wolf Günthner
 
Redaktion
 

Stuttgart. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat im Landtag ein „klares Bekenntnis“ zur Realschule abgegeben. Die Landesregierung habe mit dem im Mai 2017 verabschiedeten Realschul-Konzept eine Schulart gestärkt, die bei Schülern und Eltern sehr beliebt sei. „Dies war überfällig“, sagte die Ministerin. Realschulen würden eine „glänzende Ausbildung“ machen und böten auch den Anschluss für höhere Bildungsabschlüsse.

Gleichzeitig kritisierte die CDU-Politikerin die Vorgängerregierung. In der vergangenen  Legislatur hätte die Realschule „gar keine Rolle gespielt“. Im SPD geführten Kultusministerium habe es nicht mal mehr ein Realschulreferat gegeben, kritisierte Eisenmann. Wie andere Schularten hätten die Realschulen mit einer „zunehmend heterogenen Schülerschaft“ zu kämpfen; die Heterogenität beginne immer früher. So gebe es in der Grundschule Erstklässler, die schon Schreiben und Lesen könnte, und andere, die keinen Stift halten können.

Eisenmann reagierte auf die Kritik von Gerhard Kleinböck (SPD), dessen Fraktion das Thema „Neues Realschulkonzept förderte Differenzierung und benachteiligt schwächere Schülerinnen und Schüler“ aufgerufen hatte. Der frühere SPD-Kultusminister Andreas Stoch habe 2014 überhaupt erstmals ein Konzept für die Weiterentwicklung der Realschule auf den Weg gebracht, so Kleinböck. Damals habe es erstmals  Poolstunden für die Realschule gegeben. Kleinböck kritisierte, die Landesregierung verhindere mit den Änderungen „eine echte Weiterentwicklung der Realschulen“; statt den Umgang mit Heterogenität als Herausforderung anzunehmen, werde der Weg zurück zum Schubladendenken vorbereitet. Die mittelfristig 20 Poolstunden würden für die Bildung leistungsdifferenzierter Klassen „verpulvert“. Es gebe nicht genügend Zeit für die individuelle Förderung, sagte der Pädagoge. Grün-Schwarz denke rückwärtsgewandt.

Grüne und CDU weisen Kritik der SPD zurück

Sandra Boser (Grüne) und Karl-Wilhelm Röhm (CDU) wiesen dies zurück. Das Konzept sei gemeinsam mit den Realschulen beschlossen worden, auch, dass an diesen Schulen der Hauptschulabschluss erworben werden könne, erklärte Boser. Differenzierung sei an dieser Schulart möglich, es müsse jedoch nicht „in Gruppen sortiert“ werden. Mit den Schulen würde das Konzept weiterentwickelt, denn „kein Schüler darf verloren gehen“. Bei der Lehrerfortbildung sei das Thema Heterogenität ein Schwerpunkt. Man werde mit der Stärkung der Realschule „den Begabungen und Talenten der Kinder voll gerecht“. Röhm verwies auf die Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit dieser Schulart, an der von Klasse 7 leistungsdifferenziert unterrichtet wird. „Der Hauptschulabschluss ist nicht das Ende der Fahnenstange“, urteilte Röhm. Es falle niemand durchs Raster und die Realschule bleibe leistungsorientiert.

Rainer Balzer (AfD) bezeichnete das Realschul-Konzept als Schritt in die richtige Richtung. Allerdings habe die CDU gegenüber den Grünen Kompromisse eingehen müssen. Er bemängelte den „zu hohen Unterrichtsausfall“ an Realschulen und sieht in der Abschaffung der Grundschulempfehlung den Grund für „die Nicht-Homogenität“. Balzer warf der Regierung vor, weiterhin das Ziel des Zwei-Säulen-Schulsystems zu verfolgen. Die Angleichung von Gemeinschafts- und Realschulen werde kommen. Allerdings sieht er die Realschule als Gemeinschaftsschule zweiter Klasse an. Deshalb will die AfD die Benachteiligungen nicht hinnehmen; die Realschulen dürften nicht durch die Gemeinschaftsschulen „zerstört werden“.

Angesichts von 15 leeren Plätzen auf der Regierungsbank – nur Kultusministerin Eisenmann war bei der Debatte anwesend – stellte Timm Kern (FDP) fest, dies zeige, welchen Stellenwert die Bildungspolitik für die Regierung haben. Der Gymnasiallehrer warf den Grünen „grundlegendes Misstrauen gegen Lehrer“ vor. Dabei komme es beim Lernerfolg „auf den Lehrer an“. Doch Grün-Rot habe in den Gemeinschaftsschulen den Lehrer durch Lernbegleiter ersetzt. Kern sagte, das neue Realschulgesetz habe „schmerzhafte grüne Kratzer“. Er warf Grün-Schwarz vor, dass für die Regierungskoalition „das Beste für den Schüler keine Rolle spielt“.  


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