Stuttgart. Im Kampf gegen die zunehmende Jugendarbeitslosigkeit will die Landesregierung die berufliche Ausbildung stärken und diese auch internationalisieren. Dies kündigte Europaminister Peter Friedrich (SPD) am Mittwoch in der aktuellen Debatte „Jugendarbeitslosigkeit in Europa bekämpfen - Fachkräftemangel in Deutschland überwinden“ im Landtag an.
„Wir wollen, dass die erfolgreiche duale Ausbildung auch in Europa Anerkennung findet“, sagte Friedrich. Aus seiner Sicht sehen viele junge Menschen die EU als „Bedrohung“ ihrer Lebensperspektive. Friedrich forderte deshalb, Europa „erlebbar“ zu machen und Jugendlichen Perspektiven zu bieten. Als Beispiel nannte der Minister die grenzübergreifende Kooperation mit dem Elsass in der Ausbildung am Oberrhein. Außerdem will der SPD-Politiker die gerade in Baden-Württemberg erfolgreich praktizierte duale Ausbildung zum „Exportschlager“ machen, wobei Friedrich zunächst in allen 14 Staaten der Donauraumstrategie beginnen möchte.
Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) ergänzte, Grün-Rot wolle die Jugendlichen im Land über das Landesarbeitsmarktprogramm weiter qualifizieren. Sie lobte das mit den Arbeitgebern und Gewerkschaften geschaffene Ausbildungsbündnis des dualen Systems und verwies auf Kooperationen mit der französischen Region Rhône-Alpes. Zur Behebung der mit 3,2 Prozent niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit in Baden-Württemberg findet es Altpeter grundsätzlich besser, den Fachkräftemangel hierzulande zu beheben als sich allein durch Import von Arbeitskräften zu versorgen.
Abgeordnete der Opposition hatten zuvor kritisiert, die Landesregierung vernachlässige die beruflichen Schulen im Land. Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU) sieht die duale Ausbildung gefährdet, wenn die beruflichen Schulen vernachlässigt werden. Für sie sind 500 Lehrerstellen mehr an dieser Schulart nötig, um einen geordneten Unterricht zu sichern. Auch Leopold Grimm (FDP) konstatierte, Grün-Rot investiere lieber in die Gemeinschaftsschulen statt in die beruflichen Schulen.
Dagegen urteilte Josef Frey (Grüne), den Berufsschulen im Südwesten „ging es noch nie besser wie heute“. Für ihn steht beim Thema Jugendarbeitslosigkeit „die Zukunft Europas und seiner Menschen auf dem Spiel“. Immerhin verursache die Arbeitslosigkeit einen Schaden von 153 Milliarden Euro pro Jahr. Es gehe aber auch um soziale und menschliche Werte.
Rita Haller-Haid (SPD) verlangte eine „andere Politik“ in Europa; die junge Generation, vor allem in Südeuropa, dürfe nicht im Stich gelassen werden. Sie forderte, das „inländische Potenzial“ auszubauen und durch Zuwanderung zu ergänzen. Zudem brauche Deutschland eine „Willkommenskultur“. An die Bundesregierung gewandt reklamierte sie mehr Mittel für die Goethe-Institute, um mehr Deutsch-Kurse in den Herkunftsländern der Arbeitssuchenden anbieten zu können. Haller-Haid sagte, die in anderen EU-Ländern herrschende hohe Arbeitslosigkeit sei „eine menschliche Katastrophe“ und berge „sozialen Sprengstoff“. Schönfärberei führe nicht weiter.