Stuttgart. Wenn es um frühkindliche Bildung geht, will die Landesregierung künftig stärker mit den Trägern von Kindergärten kooperieren. Ab Mai werde es einen engen Dialog mit den Kommunen und Kirchen geben, kündigte Kultusministerin Marion Schick (CDU) im Landtag in einer aktuellen Debatte zum längeren gemeinsamen Lern vom dritten bis zum zehnten Lebensjahr an.
„Frühkindliche Bildung ist eine entscheidende Bildungsphase“, sage die Ministerin. Die CDU/FDP-Regierung habe auf diesem Gebiet „viele Meilensteine“ gelegt; doch man sei beileibe noch nicht fertig und werde den Weg in der nächsten Legislaturperiode weiter gehen.
Schick kündigte an, den Beruf der Erzieherinnen und Erzieher in den nächsten Jahren zu stärken. In diesem Jahr gebe das Land 125 Millionen Euro in die zusätzliche Förderung der frühkindlichen Bildung. Sie forderte außerdem, dass sich Eltern vermehrt einbringen.
Aus Sicht der SPD gibt es jedoch noch erhebliche Defizite. In der Kinderbetreuung rangiere Baden-Württemberg quantitativ im Mittelfeld der Bundesländer, aber bei der Ganztagesbetreuung der Null- bis Zehnjährigen liege das Land auf dem letzten Platz in Deutschland, kritisierte der SPD-Bildungsexperte Frank Mentrup.
Nahezu jedes dritte Kind komme mit Sprachdefiziten in die Grundschule. Deshalb seien integrative Modelle notwendig. Der seit fünf Jahren vorhandene Orientierungsplan sei noch immer nicht verbindlich eingeführt. Mentrup forderte, Erzieherinnen besser zu qualifizieren. Außerdem müssten Stellen für Studienabgänger geschaffen werden – „diese stehen bisher auf der Straße und niemand weiß, wo sie eingesetzt werden sollen“, sagte der Sozialdemokrat.
Die Regierung habe keines ihrer Ziele am Ende der Legislaturperiode erreicht, urteilte er. Zudem gebe es Kompetenzprobleme zwischen Sozial- und Kultusministerium. Darüber hinaus seien viele Streitpunkte zwischen Land und Kommunen ungeklärt. Das Hauptproblem in der Bildungspolitik im Südwesten sieht Mentrup im Übergang von der vierten in die fünfte Klasse.
Auch aus Sicht der Grünen ist der „große Wurf frühkindliche Bildung gescheitert“. Brigitte Lösch forderte besser Rahmenbedingungen. Sie schlug vor, statt des verpflichtenden letzten Kindergartenjahres den Kommunen das Geld zur Verbesserung der Kernbereiche zukommen zu lassen. Kritisch sieht die Grüne auch die Umwandlung der Kindergärten zu Bildungshäusern.
Dagegen wies Andreas Hoffmann (CDU) auf die landesweite Akzeptanz der Bildungshäuser hin. Sie würden gute Betreuung ermöglichen und seien elementar bei der Wohnortwahl von Eltern. „Ich höre aus den Kommunen auch nur Zustimmung zur Sprachförderung für alle Kinder“, sagte Hoffmann. Zudem gebe es bei allen von der Regierung eingeführten Projekten mehr Interessenten als Kapazitäten. Das Land habe 38 000 Erziehungskräfte geschult und 700 Studienplätze für frühkindliche Pädagogik eingerichtet.
Kritische Töne schlug die FDP-Abgeordnete Birgit Arnold an. Die Liberale hätte sich im Gesamtkonzept an einigen Stellen „mehr Konkretes gewünscht“. Auch sie forderte, den Orientierungsplan verbindlich einzuführen. Ihr sei nicht ganz klar, ob es zusätzliches qualifiziertes Personal geben soll oder ob die Kindergärten alles allein schultern müssten, rätselte die FDP-Bildungsexpertin.