Stuttgart. Die AfD-Landtagsfraktion will Hausunterricht in Baden-Württemberg gesetzlich verankert. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat der Idee in der ersten Lesung des entsprechen Gesetzentwurfs eines klare Absage erteilt. Denn Schule sei mehr als die inhaltliche Vermittlung von Bildung: „In Baden-Württemberg haben wir sogar in der Landesverfassung geregelt haben, dass es eine Bildungspartnerschaft zwischen der Eltern-Erziehung und der Schule gibt, die sich miteinander verzahnt, weil man nur gemeinsam zum Wohle des Kindes wirken kann“.
Für die AfD hatte dagegen der bildungspolitische Sprecher Rainer Balzer in Aussicht gestellt, „eine Kultur der Leistung zu etablieren, im Gegensatz zur Kultur des kleinsten gemeinsamen Nenners, der lange unsere Bildungspolitik bestimmte und beherrschte“. Eltern, die aufgrund der Corona-Krise nicht oder nur eingeschränkt arbeiten, sollten mehr Verantwortung ermöglicht werden, unter der Maßgabe von Leistungsnachweisen durch Jahresabschlussprüfungen. „Davon erwarten wir eine Strahlkraft auf die gesamte Schullandschaft, die über die Corona-Krise und auch über diejenigen Schüler hinausgeht, die diese Möglichkeit des Hausunterrichtes in Anspruch nehmen“, so Balzer, der Mozart, Goethe oder Menuhin als Beispiele anführte, die „wenig zur Schule gingen wie in der Gegenwart die Geigerin Anne Sophie Mutter – und die sogar in Baden-Württemberg“.
Die FDP stellte dem Hausunterricht Formen dezentralen Lernens entgegen. Die müssten aber, so Fraktionsvize Timm Kern unter staatlicher Schulaufsicht und in Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer stattfinden: „Das dezentrale Lernen eröffnet Chancen für die individuelle Bildung und Entwicklung, aber es darf dabei nicht die soziale Einbindung verloren gehen.“ Die individuelle und die soziale Dimension in der Balance zu halten sei die große Aufgabe beim dezentralen Lernen.
Für die Grünen geht der Gesetzentwurf „nicht nur am pädagogischen Ziel vorbei, sondern ist auch rechtlich und fachlich bedenklich“, so Andreas Bogner-Unden. Es stelle sich die Frage, wer die Aufsicht über den Hausunterricht übernehmen und wer überhaupt überprüfe, ob die Eltern die notwendigen pädagogischen und fachlichen Fähigkeiten mitbrächten.„Hausunterricht wurde nicht ohne Grund mit Ende des Kaiserreichs in diesem Land abgeschafft“, sagte auch Stefan Fulst-Blei (SPD) und zitierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zur Bedeutung von Schulunterricht für die Demokratie, weil „Kinder unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Religion zusammenkommen, um miteinander und voneinander zu lernen“.
Alexander Becker (CDU) schlug den Bogen zur Debatte über die Grundschulempfehlung. Da stelle sich da gerade die Frage, ob Eltern wirklich die besseren Lehrer sein könnten. Vielmehr seien sie „die ersten und die besten, um sich um die Erziehung ihrer Kinder zu kümmern, und zwar mit Liebe, mit Herzenswärme und mit Menschenverstand“.