STUTTGART. Das Kultusministerium wird zum neuen Schuljahr 200 zusätzliche Lehrerdeputate für die gezielte Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwanderer- und Flüchtlingsfamilien zur Verfügung stellen.
Damit soll auf die derzeit weiter steigende Zahl von Flüchtlingen in Baden-Württemberg reagiert und den Kindern eine rasche Integration ermöglicht werden. Dies sagte Kultusminister Andreas Stoch (SPD) im Rahmen einer Landtagsdebatte. Anlass war ein Berichtsantrag der SPD-Fraktion zum Stand der schulischen Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Demnach besuchen im Schuljahr 2013/14 bereits insgesamt 12 500 Schüler eine von landesweit derzeit 900 Vorbereitungsklassen. Zusätzlich werden rund 3000 Kinder und Jugendliche in insgesamt 772 Vorbereitungskursen mit der Sprache vertraut gemacht. Insgesamt umfasst dieser Bereich 654 Lehrerdeputate, was einem Finanzvolumen von 32,5 Millionen Euro entspricht. Zusätzlich beteiligt sich das Land im Jahr 2014 mit rund 2,8 Millionen Euro an den Kosten der von freien Trägern organisierten Hausaufgaben-, Sprach- und Lernhilfe.
Vertreter aller Landtagsfraktionen unterstrichen die Bedeutung von Sprachförderung für eine rasche und gelungene Integration der Zuwanderer und sicherten dem Kultusminister Unterstützung für die zusätzlichen Fördermaßnahmen zu. „Es klemmt an allen Ecken und Enden“, sagte Christoph Bayer (SPD), „aber das Land hat auf ein erkennbar signifikantes Problem erkennbar und signifikant reagiert.“
Auch Marianne Engeser (CDU) nannte die Förderung richtig und notwendig. „Die Sprachförderung in der Schule sehen wir ganz klar in der Pflicht des Landes“, sagte die CDU-Abgeordnete. „Wir unterstützen als Opposition die Schaffung zusätzlicher Deputate“, so Engeser, die aber kritisierte, davon erst aus der Presse erfahren zu haben. „Die Schule ist für diese Kinder der perfekte Ort, um Deutsch zu lernen“, sagte Engeser, „das Land darf die Kommunen dabei nicht allein lassen.“ Wichtig sei, Förderung nicht erst zu Beginn eines Schuljahres einsetzen zu lassen. „Die Flüchtlinge kommen das ganze Jahr über.“
Dem schloss sich auch Daniel Lede-Abal für die Grünen-Fraktion an. „Es ist notwendig, die Kinder so früh und so schnell wie möglich zu unterrichten“, sagte er und würdigte in diesem Zusammenhang auch das besondere Engagement der Lehrer in diesen Klassen.
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Timm Kern, ließ die Gelegenheit nicht aus, erneut vor einer Bevorzugung der Gemeinschaftsschule zu warnen und rechnete dem Plenum vor, dass dieHauptlast der Integrationsklassen von den Haupt- und Werkrealschulen getragen werde. „Es muss bezweifelt werden, ob die Gemeinschaftsschule Integration besser kann“, sagte Kern.
Der Kultusminister nannte diese Kritik „an den Haaren herbeigezogen“ und konzentrierte sich darauf, für die neuen Fördermaßnahmen zu werben. Künftig dürfen die Vorbereitungsklassen auch an Gymnasien und Realschulen eingerichtet werden, zudem wird die bislang geltende Mindestzahl von zehn Schülern für eine Vorbereitungsklasse abgeschafft. Stoch nannte es eine humanitäre Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Kinder schnellstmöglich die Sprache lernen könnten. „Spracherwerb ist der Schlüssel zu Integration und Bildung“, so Stoch.