Stuttgart. Die grün-rote Landesregierung will den Agrartourismus weiter stärken. Der Politikansatz des „Magischen Dreiecks“ aus Landnutzung, Naturschutz und Tourismus werde dies Art des Tourismus stärken, sagte der auch für den Tourismus zuständige Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) an diesem Mittwoch in der Debatte im Stuttgarter Landtag. Tourismus sei eine zentrale Wirtschafts- und Wachstumsbranche und der Agrartourismus ein wichtiger Bestandteil dessen. Lediglich in Bayern gebe mit 3500 Betrieben mehr Anbieter von agrartouristischen Einrichtungen als in Baden-Württemberg (1500).
Im Südwesten bieten 3,37 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe Agrartourismus an, in Bayern 3,57 Prozent. „Wir haben ein breites Angebot, vom Bauernhof über den Winzerhof bis zum Reiterhof und Forsthof“, berichtete Bonde. Dies sei für viele Urlauber spannend, allerdings passe diese Art der Feriengestaltung nicht auf jeden Hof. „Die Angebote sind kein Selbstläufer“, sagte Bonde.
Patrick Rapp (CDU) sieht im Agrartourismus eine Stütze für den ländlichen Raum, aus der die Anbieter Wert schöpfen können. Reinhold Pix (Grüne) erinnerte an das erfolgreiche italienische Modell des „Agriturismo“. Auch im Südwesten könne landschaftliche Idylle, Historie, Tradition, einheimische Produkte und Erholung angeboten werden, folgerte Pix; der südbadische Winzer nannte stellvertretend den Bodensee, den Schwarzwald, die Rheinebene und die Weinregionen im Lande. Pix forderte, das bäuerliche Handeln zu unterstützen, denn „vielen Betrieben steht das Wasser bis zum Hals“.
Hans-Peter Storz (SPD) lobte die Landfrauen, die auf dem Hof aktiv sind und nebenbei auch die touristischen Angebote betreuen. Nach Aussage von Bonde haben inzwischen 420 Frauen über Förderprogramme der Landesarbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof und des Vereins Landvielfalt Coachings und Qualifizierung erfahren. Storz wies auch auf die Diskrepanz bei der Förderung entsprechender Angebote hin. So erlaube das Förderprogramm 25 Betten, das Baurecht aber nur 15 Betten. Für die Urlauber müsse der Rahmen stimmen. „Nicht jeder Hof eignet sich für Tourismus“, erklärte Storz.
Friedrich Bullinger (FDP) wies darauf hin, dass der Agrartourismus bisher nur ein kleines Segment im Gesamttourismus darstellt, der immerhin 280 000 Arbeitsplätze stellt. Für viele Land- und Forstwirte und Weinbauern sei Agrartourismus nur ein Zubrot. Aber er sieht in den Angeboten keine Gefahr für die Hotellerie und Gastronomie im Genießerland: „Agrartourismus ist keine Konkurrenz zur Gastronomie. Oft profitierte diese sogar von den Feriengästen auf den Höfen.“